Berlin. Neue ifeu-Studie zeigt Potenziale, aber auch Grenzen des Recyclings. Rohstoffverbrauch muss insgesamt reduziert werden.
Gerade einmal zwölf Prozent der in Deutschland eingesetzten Rohstoffe stammen aus dem Recycling. Diese Zahl lässt sich nur deutlich steigern, wenn der Rohstoffverbrauch insgesamt reduziert wird. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) im Auftrag des NABU. Deutschlands größter Umweltverband leitet aus der Studie zehn Forderungen zur Bundestagswahl für eine bessere Kreislaufwirtschaft ab.
„Noch immer werden zu viele Abfälle verbrannt oder deponiert und nicht recycelt. Die Wiederverwertung von Kunststoffen, Bauabfällen, seltenen Metallen und Co. muss dringend weiter ausgebaut werden. Wichtig hierfür ist eine kreislauforientierte Produktpolitik, die die Hersteller verpflichtet, die Produkte langlebig, reparierbar und am Ende auch recyclingfähig zu gestalten“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Doch selbst wenn wir alle Abfälle, die in Deutschland anfallen, vollständig recyceln würden, könnte man dadurch nur 22 Prozent des deutschen Rohstoffhungers stillen. Dies zeigt, dass das Potenzial des Recyclings derzeit begrenzt ist.“
Zum einen sind zahlreiche Rohstoffe, die wir nutzen, nicht für ein Recycling geeignet, etwa fossile Rohstoffe, die zur Energiegewinnung verbrannt werden. Zum anderen sind Rohstoffe häufig langfristig in Produkten gebunden und stehen somit nicht für ein Recycling zur Verfügung. Solange mehr Materialien verbraucht werden als Abfälle anfallen, können Rezyklate nur einen Teil der Primärrohstoffe ersetzen.
„Darum muss die Menge an eingesetzten Rohstoffen insgesamt reduziert werden. Rund 16.000 Kilogramm Rohstoffe verbraucht jeder Mensch in Deutschland – pro Jahr. Jede Nutzung von Rohstoffen hat Auswirkungen auf die Umwelt in Form von Emissionen, Flächenverbrauch und Abfallbergen“, so NABU-Kreislaufwirtschaftsexperte Michael Jedelhauser. „Das führt dazu, dass unsere planetaren Grenzen überschritten werden. Um die Klimaziele zu erreichen und die Artenvielfalt zu bewahren, müssen wir unseren Rohstoffverbrauch schnell und wirkungsvoll verkleinern.“
Ein großer Hebel hierfür ist die Energiewende. Indem fossile Rohstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt werden, könnte der gesamte Rohstoffverbrauch in Deutschland bis 2030 um etwa ein Drittel reduziert werden. Weitere Ansätze sind langlebige und reparierbare Produkte, nachhaltiger Konsum und rohstoffsparende Produktionen.
Die ifeu-Studie zeigt, wie eine umfassende Kreislaufstrategie für Produktion und Konsum dazu führen kann, dass bis zum Jahr 2050 Sekundärrohstoffe einen Anteil von bis zu 38 Prozent an den in Deutschland verbrauchten Rohstoffen erreichen können. Für die anstehende Bundestagswahl fordert der NABU daher von den Parteien ambitionierte Pläne und Zielsetzungen für eine bessere Kreislaufwirtschaft zum Wohle von Klima- und Artenschutz. In einem Papier nennt der NABU zehn Bundestagswahlforderungen:
- Deutsche Kreislaufwirtschaftsstrategie entwickeln
- Verbindliche Abfallvermeidungsziele setzen
- Primärrohstoffsteuern festlegen
- Recht auf Reparatur stärken
- Recyclingfreundliches Design zur Norm machen
- Mit Rezyklateinsatzquoten Kreisläufe schließen
- Kreislaufwirtschaft durch umweltfreundliche öffentliche Beschaffung stärken
- To-Go-Einwegverpackungen durch Abgabe verteuern
- Biotonnen flächendeckend einführen
- Plastikmüllexporte in Länder außerhalb der EU stoppen
NABU-Forderungspapier zur Bundestagswahl: www.NABU.de/Kreislaufwirtschaft-Deutschland