Minden. Dass Bildung einen hohen Stellenwert in Minden hat, lässt sich nicht nur an den jüngsten Beschlüssen zur weiteren Schulentwicklungsplanung ersehen. Dafür stehen auch das große Paket der Bildungsangebote, die gute Zusammenarbeit der Schulen, Bildungsträger und der Jugendarbeit, die aktuellen Projekte wie das im Sommer eröffnete „Haus der Bildung“ und „eben auch die Qualitätsoffensive für den Offenen Ganztag an Grundschulen“, fasst die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, Regina-Dolores Stieler-Hinz, zusammen.
Der Ausschuss für Bildungsarbeit habe in seiner jüngsten Sitzung mit dem einstimmigen Beschluss für das Finanzierungskonzept „ein wichtiges Signal gesetzt“. Nicht nur die Ausschussmitglieder, sondern auch die Vertreter*innen der Schulelternschaft, die Lehrkräfte und die Träger*innen des Offenen Ganztags (OGT) hätten am Ende hinter dem Konzept gestanden, das zum Schuljahr 2019/2020 eingeführt wird. Es sieht insgesamt mehr Qualität, eine bessere finanzielle Ausstattung des Ganztags, einen Sozialindex und eine bessere Qualifikation und Bezahlung der eingesetzten Kräfte nebst Fortbildungen vor.
„Minden ist hier auf einem sehr guten Weg“, sagt Stieler-Hinz. Bildungschancen für alle und Bildungsgerechtigkeit seien ganz wichtige Ziele – auch im Hinblick auf den jüngsten Beschluss zum OGT, der seinesgleichen in der Region suche. „Ich kenne keine Kommune in NRW, die hier so weit ist wie wir“, so die Beigeordnete. Wohl auch kaum eine andere Stadt habe eine so gute Teilnahmequote wie Minden. Über 70 Prozent aller Grundschulkinder – das sind 2.200 Mädchen und Jungen – nutzen die Angebote des Offenen Ganztags an den zehn Grundschulen und der Förderschule Lernen in städtischer Trägerschaft.
Mit dem bereits im November 2017 beschlossenen Rahmenkonzept zur Qualitätsentwicklung sei „der erste Meilenstein“ gesetzt worden. Das Finanzierungskonzept, das nach vorhergehenden Diskussionen im Fachausschuss noch einmal überarbeitet wurde, sei der zweite große Schritt. Die letzte Nuss, die dann noch zu knacken sei, ist eine neue Gebührenstruktur für die Elternbeiträge, so Regina-Dolores Stieler-Hinz. Derzeit zahlen Eltern/Alleinerziehende 70 Euro pro Monat für die Regelbetreuung und 35 Euro für eine verkürzte Betreuung.
Der für die neu zu regelnde Gebührenstruktur gegründete Arbeitskreis tage im Januar 2019 das dritte Mal, so die Beigeordnete. Es werde angestrebt, dass spätestens im Sommer die neue Struktur, die angelehnt an die einkommensabhängigen Beiträge für die Kita-Betreuung sein soll, beschlussreif vorliegt. Der gesamte Prozess werde weiter eng vom Regionalen Qualitätszirkel begleitet. Der Regionale Qualitätszirkel ist der Zusammenschluss aller an der Gestaltung des Offenen Ganztags beteiligten Akteure in der Stadt – also sowohl Schulleitungen, Schulträger, Ganztagsträger, außerschulische Partner und Eltern.
Der Rahmen und die bessere Finanzierung sollen die verschiedenen Träger*innen des OGT in die Lage versetzen, ihre Aufgaben von Bildung und Betreuung noch besser zu erfüllen und „sie befähigen, ein gleichwertiges Mitglied im Schulleben zu sein“, wünscht sich Stieler-Hinz. Das sei der Stadt Minden auch etwas wert. So sollen 2019 rund 1,5 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt in den Offenen Ganztag fließen. Insgesamt stehen den offenen Ganztagsschulen ab dem Schuljahr 2019/2020 564 Euro mehr pro OGT-Schüler*in als 2017/ 2018 zur Verfügung.
Das Finanzierungskonzept sieht künftig einen Grundbetrag pro Schüler*in bis zu 2.250 Euro für die Regelbetreuung und bis zu 1.850 Euro für die verkürzte Betreuung im Schuljahr 2019/20 vor. Schulen, deren Schüler*innen überwiegend aus sozial und ökonomisch schwächeren Haushalten stammen, erhalten künftig 15.000 Euro als Basisfinanzierung und 150 Euro pro OGT-Schüler und Jahr extra. Zusätzliche Beträge gibt es bei Einsätzen von OGS-Fachkräften und Fachlehrern. Für Fortbildungen stehen im kommenden Jahr 20.000 Euro zur Verfügung.
Mit dem Rahmenkonzept zur Qualitätsentwicklung im OGT nehme die Stadt bewusst auch auf Bildungsinhalte Einfluss. „Wir wollen damit die Bildungschancen für alle Kinder erhöhen“, nennt Regina-Dolores Stieler-Hinz ein wichtiges Ziel. Das Konzept sieht eine engere Verzahnung zwischen Schule und OGT vor. Mit Doppelbesetzungen von je einer Lehrkraft und einer/einem OGT-Mitarbeiter*in soll die pädagogische Arbeit in Schule gestärkt werden.
Ein kindgerechter Tagesrhythmus bewirke, dass das Lernen und die individuelle Förderung der Schüler*innen besser gelingen. Auch sollen künftig Kooperationen mit Kulturpädagogen, der Jugendarbeit und mit Sportvereinen forciert sowie außerschulische Lernorte vermehrt genutzt werden. Ein wichtiger Baustein für mehr Qualität sei auch die fachliche Qualifikation der im OGT eingesetzten pädagogischen Kräfte, die auch entsprechend dem Tarifvertrag bezahlt werden sollen.
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