Minden. Ein wichtiger Baustein des 2017 verabschiedeten „Handlungskonzeptes Wohnen“ war es, die verschiedenen Akteure am Wohnungsmarkt zusammenzubringen, um wichtige und mögliche Synergieeffekte für die Zukunft zu nutzen. So ist unter anderem ein „Bündnis für Wohnen“ ins Leben gerufen worden. Hierin sind neben der Stadt Minden die größeren Wohnungsunternehmen – Wohnhaus Minden und die GSW Minden -, der örtliche Verein Haus und Grund, die Lebenshilfe und die Diakonie Stiftung Salem vertreten. Das Bündnis trifft sich seit Juni 2017 mindestens zwei Mal jährlich. Ideen werden gesammelt, anstehende Projekte ausgetauscht und die aktuelle Lage besprochen.
„Das Bündnis will nun nach einer Anlaufphase verstärkt an die Öffentlichkeit gehen“, kündigt der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian, an. Alle Partner, die bislang mehr oder weniger „im Verborgenen“ gearbeitet haben, wollen in Kürze auch ihre geplanten und laufenden Projekte vorstellen. Das wurde beim jüngsten Treffen am 23. April besprochen. „Es war genau die richtige Entscheidung, ein Bündnis für Wohnen ins Leben zu rufen“, stellt Bursian heraus. Alle Bündnispartner seien sehr aktiv und gemeinsame Projekte bereits in Planung.
Statements der Bündnispartner:
Genossenschaft für Siedlungsbau und Wohnen Minden eG (GSW):
„Das Ziel der GSW Minden ist es, das Wohnen in Minden attraktiv zu gestalten und auf die Bedürfnisse der Generationen anzupassen“, streicht Geschäftsführer Oliver Matecki heraus. Mit dem Engagement im Bündnis bleibe es nicht nur das Ziel der GSW Minden, sondern sei es das Ziel von allen Partnern. Den Immobilienbestand mit Sicht auf die nächsten 50 Jahre und mit ständig ändernden Rahmenbedingungen auszurichten, werde eine große Herausforderung bleiben. Das könne nur gelingen, wenn alle Teilnehmer am Wohnungsmarkt eine langfristige Strategie verfolgen und die zukünftigen Nutzer*innen entsprechend in ihre Überlegungen einbeziehen. Mit dem „Bündnis für Wohnen“ sei ein erster Schritt gemacht. „Der Wissens- und Erfahrungsaustausch ist der Einstieg in ein solches Bündnis. Hier bringt jeder Partner sein spezielles Wissen in die Runde ein, wovon das Bündnis profitiert. Wunderbar ist es, wenn aus diesem Bündnis Kooperationen entstehen und diese dann eben in Projekten münden, die den Bürgern von Minden weiterhelfen. Dies ist eine nicht ganz einfache Aufgabe, da hier Interessenslagen übereinstimmen müssen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es hier das eine oder andere Projekt geben wird, zumal schon einige Ideen hierzu festgehalten wurden“, fasst Matecki zusammen.
Wohnhaus Minden:
„Das Ziel der Wohnhaus ist es, Nachbarschaften zu fördern und ein lebenswertes Umfeld für unsere Mieter und Nachbarn auszubauen“, so Geschäftsführer Eugen Pankratz. „Im Bündnis für Wohnen koordinieren wir uns mit Nachbarn und anderen Akteuren, um an einem Strang zu ziehen.“ Durch die Zusammenarbeit würden die gemeinsamen Ziele besser koordiniert und schneller in die Tat umgesetzt.
Haus & Grund Minden:
„Die Mieten in Großstädten und Ballungsräumen steigen seit Jahren, aber dieses ist neuerdings auch in Minden zu beobachten“, fasst Thorsten Post, Geschäftsführer von Haus & Grund, zusammen. Im Bestand der privaten Vermieter*innen lägen noch vielfältige Potenziale für zusätzlichen Wohnraum. Über den Ausbau von Dachgeschossen könnten beispielsweise zahlreiche zusätzliche Wohnungen geschaffen werden. Viele Wohnungen in städtischen oder ländlichen Gebieten würden vermutlich mindergenutzt und böten sehr viel Potenzial für Vermietungen. „Darüber hinaus wohnen auch immer noch viele ältere Menschen in sehr großen Wohnungen“, weiß Post. Vor allem für Rentner*innen könne ein Umzug in eine kleinere Wohnung lukrativ sein. Dieses sei nicht einfach zu umzusetzen, aber es lohne sich für die Stadt Minden, hier durch Beratungen, maßvolle finanzielle Anreize und Kreativität die Potenziale zu heben, um die Wohnungsmarktlage zu verbessern. Haus & Grund könne mit seinen 3.500 Mitgliedern in Minden in das Bündnis viel Know-How einbringen und die Interessen der vielen Privatvermieter (Anteil rund 70 Prozent) vertreten und weitergeben.
Diakonie Stiftung Salem GmbH:
„Eine gut ausgebaute Infrastruktur – kombiniert mit bedarfsgerechtem Wohnraum – macht eine Stadt attraktiv für ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Ein auf die individuelle Lebenssituation abgestimmter Wohn- und Lebensbereich ist für Ältere oder Menschen mit Behinderung eine wichtige Voraussetzung, um gleichberechtigt und umfassend am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können“, streicht die Diakonie Stiftung Salem heraus. Oft sei es nicht einfach, eine preisgünstige, barrierefreie Wohnung zu finden, die zentral gelegen ist oder die über eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel verfüge. Auch junge Familien profitierten von Wohnangeboten, die zu ihrer jetzigen Situation passen und bezahlbar sind. „Wir als Diakonie Stiftung Salem engagieren uns im Bündnis für Wohnen, damit wir bei der Entwicklung unserer Stadt zu Gunsten aller Bewohnerinnen und Bewohner – insbesondere der Menschen, die Unterstützung benötigen – mitwirken können“, macht Geschäftsführer Christian Schultz deutlich.
Jeder Bündnispartner bewege ähnliche Fragestellungen und könne auf unterschiedliche Erfahrungen zurückgreifen. Werden diese zusammengebracht, dann ergebe sich ein ganzheitliches Bild. „Unsere ambulanten Fach- und Pflegedienste beispielsweise sind täglich im Gespräch mit Mindenerinnen und Mindenern, die im Alltag begleitet werden. Konkrete Bedarfe werden so schnell offenbar. Im Bündnis können wir diese Informationen einbringen, uns austauschen, um dann gemeinsam konkrete Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten“, so Schultz.
Eine Herausforderung sieht der Bündnispartner vor allem darin, geeignete Grundstücke zu finden, um bedarfsgerechte Wohnangebote zu schaffen, die der Quartiersentwicklung zuträglich sind. „Im Hinblick auf unsere – häufig an Regelsätze für Mietkosten gebundene – Klientel, ist die Schaffung von Wohnraum für Investoren oft uninteressant, da nur eine geringe Rendite zu erwarten ist.“
Lebenshilfe Minden:
Die Lebenshilfe Minden sieht in dem Bündnis ein Forum, in dem die unterschiedlichen Interessen und Möglichkeiten seitens Wohnungssuchenden und Vermietern vor allem im Sinne der Menschen mit Unterstützungsbedarf transparent gemacht und abgeglichen werden. Die Lebenshilfe Minden betreue weit über 100 Menschen mit Behinderung, die selbständig mit Unterstützung in Minden leben. Einen sehr kleinen Teil des Wohnungsbedarfes stellt die Lebenshilfe selbst als Vermieter zur Verfügung. „Daher kennen wir auch die Schwierigkeiten als Investor, barrierefreien Wohnraum für Menschen, die auf Grundsicherung, bzw. Sozialhilfe angewiesen sind, zu generieren“, sagt Geschäftsführer Jochen Rogmann. Hier müsse mit den Bündnispartnern gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Die größten Hemmnisse bestehen seiner Ansicht nach in den hohen qualitativen Anforderungen und den damit verbundenen Kosten für barrierefreien Wohnraum. Dem gegenüber stünden die völlig unzureichenden Mittel, die Grundsicherungsbedürftigen für diesen Wohnraum zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen auf der Internetseite „Bündnis für Wohnen“
Bildquelle: © Stadt Minden