Hannover. Der Tanzkongress 2016, eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes, findet vom 16. bis 19. Juni 2016 in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover statt.
In seiner mittlerweile vierten Ausgabe (nach Berlin 2006, Hamburg 2009 und Düsseldorf 2013) zeigen und diskutieren etablierte und junge Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Pädagog*innen, Produzent*innen, Journalist*innen, Studierende und Vertreter*innen angrenzender Kunst- und Wissensbereiche die aktuellen Tendenzen des Tanzes.
Diese an Ausdrucksmitteln und Diskursen extrem reiche und durchlässige Sparte hat sich seit den 1990er Jahren rasant entwickelt. Vor allem scheint der Tanz mit seinen interdisziplinären Einflüssen und international agierenden Protagonist*innen wie kaum eine andere Kunstform die globalen politischen und sozialen Umbrüche des 21. Jahrhunderts zu erfassen und sie auf den unterschiedlichsten Ebenen zu reflektieren.
Das für die Diskussion und Präsentation von Tanz, Choreografie und Bewegung in Praxis und Theorie einzigartige internationale Forum widmet sich 2016 einem Thema, das die Entwicklung der Kunstform bereits seit dem 20. Jahrhundert begleitet und den Begriff der Moderne abgelöst hat: die Zeitgenossenschaft.
Sie transportiert sowohl die Ideen des in-der-Zeit-Seins, der Prozesshaftigkeit als auch die der Genossenschaft im Sinne der Zugehörigkeit und impliziert zudem die Befragung der eigenen Kunstform.
Denn für den Tanz und die Choreografie stellt sich die Frage der Bezugssysteme immer wieder neu: Wie kann man in der Simultaneität und Heterogenität der künstlerischen, diskursiven, gesellschaftspolitischen Einflüsse ‚wir’ sagen? Wer hat wann und wo daran teil, und wie funktionieren die Praktiken des Ein- und Ausschlusses?
Grundlage für die Programmentwicklung war ein Call for Proposals zur Frage der Zeitgenossenschaft im Vorfeld des Kongresses, auf den Künstler*innen, Theoretiker*innen, Studierende und Tanzschaffende aus dem In- und Ausland mit über 220 Einreichungen reagierten.
Die ausgewählten Projekte adressieren aus ihrer jeweiligen spezifischen Praxis und ihrem Kontext heraus den Begriff der Zeitgenossenschaft und befragen ihn kritisch. Sie spiegeln unterschiedliche ästhetische, mediale und diskursive Entwürfe sowie geo-politische, ökonomische, institutionelle Bedingungen und Bedingtheiten des ‚Tanz- und Choreografie-Machens’.
Dies zeigt sich vor allem in der Bandbreite der vielfach dialogischen und arbeitsorientierten Formate (Lectures, physische Workshops, Salons, Laborsituationen, Experimente und vieles mehr).
Durch diese Herangehensweise wird der Tanzkongress 2016 stärker zu einem Arbeitstreffen und Forum der Verhandlung aktueller Entwicklungen als seine Vorgänger.
Der Tanzkongress 2016 legt – wie schon bei seinen anderen Stationen zuvor – großen Wert darauf, auch mit künstlerischen Akteur*innen und dem Publikum aus der jeweiligen Region in Dialog zu treten und sie in Diskussions- und Präsentationsprozesse einzubinden. Korrespondierend mit dem zentralen Motiv der Zeitgenossenschaft, eröffnet ein speziell auf Hannover ausgerichtetes mehrteiliges Programm im gesamten Opernhaus den Kongress. In künstlerischer Kooperation mit der Staatsoper und dem Staatsballett Hannover, Gastgeber des Tanzkongress 2016, und den Tanzkompanien der deutschen Staats- und Stadttheater wird gleichfalls die Frage des Zeitgenössischen in einer Auswahl neuer Arbeiten verhandelt. Zudem trägt ein öffentliches Tanzprogramm, das mit weiteren Partnern*innen in Hannover erarbeitet wurde, das Thema in andere Disziplinen und Räume der Stadt.
Der Tanzkongress hat außerdem – gemeinsam mit der Tanzplattform Deutschland, der internationalen Tanzmesse NRW und dem Dachverband Tanz Deutschland – die Kampagne „Tanzjahr Deutschland 2016“ initiiert. Die Aktion will Tanz als vielfältiges künstlerisches und kulturelles Ereignis in alle Bereiche der Gesellschaft kommunizieren sowie seine enormen gesellschaftlichen und interkulturellen Potentiale für Bildung, Kreativität, Gesundheit und Integration verdeutlichen.
Der Tanzkongress 2016 ist eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit dem Niedersächsischen Staatstheater Hannover und der Landeshauptstadt Hannover.