Berlin. Windeln im Gelben Sack, Plastik in der Biotonne, Energiesparlampen im Glascontainer oder zu geringe Sammelmengen. Dies sind nur einige der alltäglichen Probleme bei der getrennten Sammlung von Wertstoffen. Der Erfolg der getrennten Abfallsammlung hängt jedoch entscheidend vom erfassten Material ab. Zum Tag der Mülltrennung am 7. März fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deshalb Kommunen, Entsorger, Händler und Hersteller auf, ihre Aufklärungsarbeit zur Nutzung und Funktionsweise der separaten Wertstofferfassung deutlich zu verbessern. Zudem müssen die Erfassungsstrukturen verbraucherfreundlicher ausgestaltet und Bioabfälle gemäß den gesetzlichen Vorgaben flächendeckend gesammelt werden. Die Sammlung von Verpackungen im Gelben Sack sollte bundesweit auf Produkte aus Kunststoff und Metall ausgeweitet werden.
Die getrennte Sammlung und das Recycling von Plastik, Glas, Pappe, Elektroaltgeräte & Co. ist ökologisch von großem Nutzen, denn im Vergleich zur Neumaterialherstellung werden Rohstoffe eingespart, weniger Energie verbraucht und das Klima geschützt. Bioabfall kann darüber hinaus zur Energiegewinnung und als Ersatz für industriellen Kunstdünger eingesetzt werden. Allein das Verpackungsrecycling vermeidet in Deutschland jährlich bis zu 1,7 Millionen Tonnen CO2 und entlastet so das Klima. Verpackungen und Restmüll gemeinsam in einer Tonne zu sammeln und erst am Ende zu sortieren, ist wegen zu hoher Kosten und einer zu starken Qualitätsminderung der Wertstoffe keine Alternative. Recycling ist gut, aber die Vermeidung von Abfällen ist noch besser. Der komplette Verzicht auf unnötige Verpackungen oder eine Mehrfachverwendung entlasten die Umwelt noch stärker.
„Bei der Sammlung von Verpackungen im Gelben Sack gibt es große Probleme. In manchen Regionen beträgt die Fehlwurfquote bis zu 50 Prozent. So kann es sein, dass Farbeimer, Batterien und sogar Lebensmittel im Gelben Sack landen und dieser zu einer zweiten Restabfalltonne wird. Deshalb ist es wichtig, den Verbrauchern viel besser als bisher zu erklären, welcher Wertstoff in welche Tonne gehört und welchen Nutzen das hat. Entgegen hartnäckiger Gerüchte werden getrennt erfasste Verpackungen weder zusammengeschüttet noch direkt in die Verbrennung gefahren. In Sortieranlagen werden recyclebare Verpackungen herausgeholt und stofflich genutzt. Nur eine dauerhafte Aufklärung sorgt für ausreichendes Hintergrundwissen, eine hohe Trenndisziplin und Motivation“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Eines der größten Probleme beim Recycling sind Verpackungen aus verschiedenen Materialien. Dazu Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft bei der DUH: „Egal ob Milch- und Saftkarton, beschichtetes Butterpapier oder Arzneimittelblister. Verbundstoffe erschweren die Sortierung und das Recycling von Verpackungen. Der Einsatz solcher Verpackungen nimmt jedoch leider zu. Die verschiedenen Materialien technisch voneinander zu trennen, ist nur mit großem Aufwand möglich. Schwer trennbare Verpackungen werden überwiegend verbrannt, wobei wertvolle Rohstoffe verlorengehen. Umweltministerin Schulze muss deshalb verbindliche Standards zur Recyclingfähigkeit von Verpackungen festlegen. Die bislang im neuen Verpackungsgesetz festgelegten Anreize für ein ökologischeres Verpackungsdesign sind völlig unzureichend.“
Immer knapper werdende Ressourcen erfordern eine Erweiterung der Sammlung von Verpackungen auf Produkte aus Kunststoff und Metall. „Das Bobby Car, der Wischeimer oder Kunststoffblumenkasten gehören bislang in die Restmülltonne und landen in der Verbrennung. Diese sinnlose Ressourcenvernichtung darf nicht weiter fortgesetzt werden. Weil das seit Januar geltende Verpackungsgesetz die Einführung einer bundeseinheitlichen Wertstofftonne nicht verbindlich festlegt, sollte Umweltministerin Schulze einen neuen Anlauf für eine bundesweite Wertstofftonne nehmen. Ansonsten gehen auch weiterhin hunderttausende Tonnen Wertstoffe im Restabfall und der Verbrennung verloren“, sagt Metz.
Verbrauchern sollte die Sammlung von Wertstoffen so einfach wie möglich gemacht werden. Sogenannte Holsysteme, bei denen beispielsweise die gelbe oder braune Tonne direkt bei den Bürgern abgeholt werden, sind besonders verbraucherfreundlich, weil keine zusätzlichen Wege anfallen. Bringsysteme, bei denen Bürger mit ihren Abfällen extra zu Wertstoffinseln oder Höfen gehen müssen, sollten dementsprechend vermieden werden. Dies trifft insbesondere auf den Gelben Sack und Bioabfall zu. Holsysteme führen im Vergleich zu höheren Sammelmengen.
Besonders problematisch ist die Situation bei der getrennten Sammlung von Bioabfällen. „Noch immer verweigern 24 Landkreise und Städte Verbrauchern ein Sammelsystem für Bioabfall. Selbst dort, wo Biotonnen angeboten werden, gibt es zumeist keine Nutzungspflicht, sodass in vielen Mietshäusern trotzdem keine Biotonne steht“, meint Fischer weiter. Die DUH fordert deshalb die Landkreise und Städte zu einer flächendeckenden, verpflichtenden und verbraucherfreundlichen Sammlung von Bioabfällen auf.