Schildbürgerstreich in Petershagen

Petershagen | Hävern. Da hatte der Ortsbürgermeister eine gute Idee und die Verwaltung einen schlechten Tag.

Es ist ja mit der Zuständigkeit in einer öffentlichen Verwaltung nicht so einfach. Da kann nicht jeder machen was er will, und es geht seinen bürokratischen Gang. Koste, was es wolle.

 

Abbiegen nicht übersehen
Weil nun der Besuchsverkehr aus dem Dorf Großenheerse / Buchholz bei Veranstaltungen dort oft die Abfahrt nach Ovenstädt auf die Bundesstraße B 61 verpasst und dann ins Dorf Hävern braust, dachte sich der Ortsvorsteher Schäkel, dass es doch eine gute Sache ist, wenn frühzeitig ein Schild anzeigt, dass es scharf rechts geht, wenn man nicht ins Dorf will.

 

Hävern ist nämlich ein kleines besinnliches Dorf mit knapp 100 Einwohnern und eine Sackgasse. Keine Durchfahrtsstraße. Also muss der Verkehr dort um das ganze Dorf fahren oder nach kurzer Zeit wieder wenden, um zurück zur Abzweigung zu kommen.

 

In einem beschaulichen, idyllischen Dorf möchte man genau so seine Ruhe haben wie in einem Wohngebiet, und von daher soll der fremde Verkehr draußen bleiben.

 

Lösungsbevollmächtigte
Also trafen sich 3 sachkundige Personen an der besagten Wegkreuzung und warfen einige Blicke auf die Situation. Ein Vertreter des Kreis Minden, denn es ist ja eine Kreisstraße, ein Vertreter der Stadt Petershagen, denn die Straße befindet sich ja in Petershagen und der Ortsbürgermeister von Hävern, denn es ist ja ein Teil von Hävern. Einmal den Kosten- und Zeitaufwand ignoriert, man kann von durchschnittlich ca. 1,5 Stunden ausgehen mit An- und Abfahrt und Verweildauer, gesamt somit 4,5 Std., bei einem Handwerkerlohn von brutto 50,-€ somit 225,-€, sollte man bei soviel Sachverstand von einem guten Ergebnis ausgehen können.

 

Dazu kommen noch die Kosten für das Schild und die zwei Facharbeiter, die dieses aufgestellt haben, mit noch einmal ca. 4 Std. a 50,-€, was ohne Material (Schild, Pfosten usw.) nochmals 200,-€, gesamt somit 425,-€ ausmacht. Rechnen wir das Material hinzu kommen wir locker auf 600,-€.

 

Schild1_600

 

Der gute Zweck heiligt die Mittel und so geht man nun davon aus, dass die Idee auch Früchte trägt. Kein überflüssiger Verkehr mehr in Hävern.

 

Gut, dass das Schild schief steht, kann ja passieren. Der Pfosten ist schließlich auch sehr mickerig und da kann man nicht viel mehr erwarten.

 

Dass man es in voller Ansicht nur kurz vorher, ca. 3 Meter davor erst sehen kann, ist ein kleiner Makel. Aber wenn man schön langsam fährt, kann man es entdecken.

 

Schild2_600

 

Nun stehen noch die Bäume davor. Das ist etwas schwieriger, aber auch zu lösen. Man könnte aus der Reihe zwei davon vor dem Schild fällen, dann sieht man das Schild etwas früher.

 

Schild3_600

 

Aber das würde dem Ortsbürgermeister Schäkel doch zu weit gehen: „Dass jetzt noch Bäume gefällt werden, dagegen bin ich strikt“, erläuterte er auf Nachfrage. „Das Schild hätte ich auch besser und mit weniger Aufwand selbst errichtet, aber das darf man ja nicht. So kann das jedenfalls nicht bleiben und muss noch einmal umgesetzt werden.“

 

Ob das die Arbeiter, die das Schild errichtet haben, nun in ihrer Freizeit machen?