Berlin. Plastiktüten mit Einwegcharakter müssen endlich vollständig aus deutschen Geschäften verschwinden – dazu hat die Deutsche Umwelthilfe bei einer Protest-Aktion vor zwei Supermarktfilialen des Lebensmitteleinzelhändlers Edeka in Berlin aufgerufen und Verbraucherinnen und Verbraucher auf das Umweltproblem aufmerksam gemacht. Denn trotz offiziellen Plastiktütenverbots dürfen Geschäfte weiterhin die dünnen, sogenannten Hemdchenbeutel für Obst und Gemüse sowie dünnwandige Plastiktüten mit Einwegcharakter ausgeben. Diese Plastik-Einkaufstüten sind nur den Bruchteil eines Haares dicker als ihre Pendants, die seit dem 1. Januar 2022 verboten sind. Nach Schätzungen von DUH-Experten gehen deshalb immer noch jährlich mindestens 3,8 Milliarden Plastiktüten über deutsche Ladentheken – mehr als 7.000 jede Minute. Die DUH fordert von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, diese Schlupflöcher sofort zu schließen: Mit einer sofortigen Lenkungsabgabe von 50 Cent auf alle Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 120 Mikrometer und einer Ausweitung des EU-Plastiktütenverbots auf genau diese Tüten.
Besonders dreist agiert aus Sicht der Umwelt- und Verbraucherschützer die Supermarktkette Edeka. Auch dort werden, trotz des gesetzlichen Verbots von Plastiktüten, weiterhin dünnwandige Plastiktüten an den Kassen angeboten – und dabei noch als angebliches Mehrweg beworben. Diese Plastiktüten sind mit 55 Mikrometern gerade einmal 5 Mikrometer dicker als die verbotenen Tüten. Sie sind laut DUH-Experten nicht für eine vielfache Wiederverwendung geeignet, sondern reißen schnell ein und werden zu Abfall. Die DUH fordert deshalb von Edeka, die dreiste Umgehung des Plastiktütenverbots zu stoppen und nur noch Mehrwegtaschen anzubieten.
„Die Plastiktüte ist das Symbol schlechthin für unnötige Einweg-Produkte, Ressourcenverschwendung und Müll in der Umwelt. Es ist nicht akzeptabel, dass die Plastiktüte im deutschen Handel noch immer milliardenfach eingesetzt wird. Andere Staaten handeln viel konsequenter im Kampf gegen die Plastikflut: Die Regierung in Ruanda hat den Verkauf und die Produktion von Plastiktüten schon vor über 10 Jahren gänzlich verboten. Währenddessen nutzt Edeka die Schlupflöcher in der deutschen Verbotsregelung, indem weiterhin Plastiktüten angeboten werden, die nur wenige Mikrometer dicker sind als die verbotenen. Dass Edeka die eingeschränkt wiederverwendbaren Plastiktüten als ökologische Mehrwegtaschen bewirbt, ist besonders dreistes Greenwashing. Die Politik darf sich vom Handel nicht vorführen lassen. Umweltministerin Lemke muss dem unseriösen Treiben der Händler ein Ende setzen und dafür sorgen, dass Plastiktüten mit Einwegcharakter generell verschwinden“, fordert die DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
In einem offenen Brief an Umweltministerin Lemke können sich Verbraucherinnen und Verbraucher unter www.duh.de/plastiktueten ab sofort direkt an die Ministerin wenden und ein wirksames Verbot fordern. Die Protest-Aktion bildet den Auftakt einer breiten, mehrwöchigen Aktion, mit der die DUH auf das Thema Plastiktüten aufmerksam machen und den Handel sowie die Politik zu umweltfreundlichem Handeln bewegen möchte.
Hintergrund:
Seit dem 1. Januar 2022 gilt in Deutschland ein Verbot von Einweg-Plastiktüten. Unter das Verbot fallen Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis unter 50 Mikrometer – auch sogenannte „Bioplastiktüten“, die trotz dieser verwirrenden Benennung gerade keine umweltfreundliche Alternative zu sonstigen Plastiktüten darstellen. Zahlreiche Händler, darunter Edeka, bieten trotz des gesetzlichen Verbots noch immer umweltschädliche Plastiktüten mit Einwegcharakter zum Einkaufen an. Um das Plastiktütenverbot zu umgehen, wurden die Wandstärken lediglich minimal verstärkt. Mit Wandstärken zwischen 50 und 60 Mikrometern fallen die Plastiktüten aus dem Regelungsbereich des gesetzlichen Verbots, sind laut DUH-Experten für Kreislaufwirtschaft allerdings nur eingeschränkt wiederverwendbar und damit kein langlebiges Mehrwegprodukt. Ebenfalls ausgenommen von der Verbotsregelung sind dünne Einweg-Plastiktüten zum Einpacken von Obst und Gemüse, sogenannte Hemdchen- oder Knotenbeutel mit weniger als 15 Mikrometern Wandstärke. Allein davon werden jährlich 3,65 Milliarden (2019) in Umlauf gebracht und innerhalb kürzester Zeit zu Abfall.
Quelle: DUH.de