Petershäger Heckenmarathon

Petershagen. Eigentlich hatte schon keiner mehr damit gerechnet. Doch dann passierte es plötzlich, sozusagen auf den letzten Drücker.
Am letzten Tag, bevor die Vogelschutzzeit begann, rückte eine Arbeitstruppe des Städtischen Bauhofes Petershagen an und begann in der Gartenringstraße und der Bremer Straße die Hecken des ehemaligen Ortsbürgermeisters und neu gewählten CDU – Ratsmitgliedes Wilh. L. zu schneiden. Schnell, schmerzlos und effektiv.

Was der ehemalige Bürgermeister von Petershagen, Blume, seit Jahren nicht auf die Reihe bekommen hat, dass funktionierte nun unter dem neuen Bürgermeister Breves kurz nach seinem Antritt im neuen Amt.

Seit Jahren, mindestens schon seit 2007, wurden die Hecken des Nebenerwerbslandwirtes und Ratsmitgliedes nicht mehr, bzw. nur fragmenthaft, geschnitten.

Auf eine Anfrage vom 21.08.20 zu diesem Dauerthema antwortete die Stadt wie folgt:
„Anders verhält es sich z. B. bei Hecken, die an öffentliche Flächen grenzen. Hier müssen neben den Anforderungen aus möglichen Satzungen auch die Anforderungen an die Verkehrssicherheit eingehalten werden. Die Stadt Petershagen schreibt bei Verstößen die Eigentümer an und kontrolliert die Umsetzung der geforderten Maßnahmen. Ausnahmen hiervon gibt es nicht. Sofern diese Ihnen bekannt sein sollten, bitte ich Sie diese zu benennen.“
Aber es änderte sich Nichts.

 

Teilweise haben die Nachbarn schon in Selbsthilfe in ihrem Bereich die Hecke geschnitten, doch der Eigentümer verbot das, anstatt sich zu freuen, dass ihm geholfen wurde.

 

Die Hecken entwickelten sich zu größeren Strauchgehölzen und ragten weit in den jeweiligen Bürgersteig hinein, so dass dieser nicht mehr nutzbar war. Auch sammelte sich dort das Laub und entwickelte schon eine stärkere Humusschicht, die wiederum von allen möglichen Gräsern und Pflanzen besiedelt wurde. Der Bürgersteig war bald vollständig bis an die Fahrbahn bewachsen, so dass sich dadurch natürlich die Straße auch verschmälerte.
Ökologisch sicher sehr wertvoll, aber eben leider mitten im Wohngebiet, und der Bürgersteig war nicht mehr nutzbar.

Bisher zweierlei Maß

Während es bei anderen Bürgern wegen geringer Laubreste und einiger wenige Kräuter auf dem Bürgersteig schon zum Rechtsstreit mit der Stadt kam, tat sich bei diesem Bürger nichts, weder von sich aus noch von der Stadt aus.
Da wundert es nicht, dass die normalen Mitbürger schon von zwei unterschiedlichen Rechtssystemen ausgingen. Da der Normalbürger, hier der privilegierte Bürger, der eigentlich als Ortsbürgermeister und Ratsmitglied Vorbild sein sollte.

Wie die Stadt Petershagen auf Nachfrage mitteilte, lagen schon mehrere Beschwerden sowohl telefonisch als auch schriftlich vor.

Nun war die Überraschung natürlich groß und es tat sich die Frage auf ob es daran lag, dass der Ortsbürgermeister nun nicht mehr Ortsbürgermeister ist aufgrund des letzten Wahlausganges oder am neuen Bürgermeister Breves.
Positiv gedacht, sollte man den Verdienst des neuen Stadtbürgermeisters Breves in dieser Sache nun nicht schmälern und ihm den Erfolg zurechnen.

Der Bauhof im Einsatz

Die Maßnahme wurde vom Bauhof der Stadt Petershagen schnell und effektiv erledigt. Die Kolonne rückte mit mehren Fahrzeugen und ca. 5 Mitarbeitern an, die die Sache insgesamt in ca. 6 Std. erledigten.

Die Kosten

Wie die Stadt mitteilte, stellten sich die Kosten wie folgt dar:

Kosten Bremer Straße:

[table id=6 /]

Kosten Gartenringstraße:

[table id=7 /]

Die Entsorgungskosten sind noch nicht ermittelt und kommen noch hinzu.

Viel Glück gehabt

Dabei hat das Ratsmitglied Wilh. L. noch richtig Glück gehabt.
Betrachtet man nun die Kostenpositionen, so wird ein super günstiger Stundensatz von 28,-€ zugrunde gelegt, den man wohl kaum von einem Privatunternehmen erhält.
Auch die Kosten für die Fahrzeuge sind sehr sparsam berechnet worden und wären im Privatsektor so nicht zu bekommen. Zusätzlich fällt keine Mehrwertsteuer an, was wiederum die Kosten gegenüber einem Privatunternehmen um bekanntlich 19 Prozent reduziert.
Das ist schon ein Schnäppchen.

Natürlich hätte die Stadt auch ein Privatunternehmen beauftragen können. Warum das nun durch die Stadt erledigt wurde ergibt sich aus der Stellungnahme:
„Eine Ersatzvornahme, um die es sich hier handelt, weil der/die Betreffende ihren/seinen Verpflichtungen, eine vertretbare Handlung vorzunehmen, nicht nachkommt, kann nach § 59 Abs. 1 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes NRW durch die Stadt selbst oder einen anderen ausgeführt werden. Im vorliegenden Fall hat es sich von den Betriebsabläufen her ergeben, die Aufgaben in Eigenregie durchzuführen.“

Da wollen wir hoffen, dass nicht vergessen wird, die Rechnung dem Verursacher zuzustellen.
Aber das ist ja Aufgabe der Opposition im Rat, hier ihre Kontrollfunktion wahr zu nehmen.

Es wäre schließlich nicht der erste Fall, wo unsaubere Praktiken in einer Verwaltung passieren. Nicht umsonst wird immer wieder darauf hingewiesen, dass besonders der kommunale Bereich anfällig ist für Gefälligkeitsleistungen, um es einmal milde auszudrücken. Auch Petershagen hat da seine Altlasten.

Korruption in der Kommunalpolitik

» Ein Video der ARD

Video in der ARD Videothek verfügbar: bis 17.03.2026 ∙ 08:00 Uhr

Da kann man nun hoffen, dass mit dem neuen Bürgermeister Breves ein frischer Wind durch die Verwaltung weht. Ein Anfang ist sichtbar.

Offen bei der ganzen Maßnahme ist jedoch noch, warum die Hecken nur zu den Straßen zurück geschnitten und nicht in der Höhe begrenzt wurden.
Nach dem kommunalen Nachbarrecht darf die Hecke bei entsprechendem Abstand zur Grenze nicht höher als 1,80 m sein. Das würde dem Stadtbild in dieser Wohnsiedlung auch eher entsprechen, zumal es auch ortsüblich ist.

Interessent wird es zum Herbst. Da taucht dann erneut die Frage auf, wer denn nun die Hecken schneiden wird.
Bei den geringen Kosten bietet es sich geradezu an, das wieder durch die Stadt machen zu lassen.

Wenn dann die Hecken auch auf Höhe eingekürzt werden, kann man zumindest über das Ergebnis zufrieden sein.

 

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