Stadt gibt Willkommensbroschüre in einfacher Sprache heraus. Erstes Projekt für eine breite Zielgruppe – Weitere Angebote sind geplant

Stadt Minden gibt Willkommensbroschüre in einfacher Sprache heraus

Minden. Ein Treffen der Behindertenkoordinatoren aus NRW in Paderborn hat den Ausschlag gegeben: Dort hat Esther König (Geschäftsstelle des Beirates für Menschen mit Behinderungen) eine Willkommensbroschüre in Leichter Sprache entdeckt und die Idee mit zurück nach Minden gebracht. Zusammen mit der Integrationsbeauftragten Selvi Arslan-Dolma und Lena Arendmeyer (Öffentlichkeitsarbeit) wurde die Projektidee in den folgenden Monaten umgesetzt.

„Wir möchten Informationen über unsere schöne Stadt so weitergeben, dass sie möglichst von allen Bürgerinnen und Bürgern verstanden wird“, erklärt Esther König den Grundgedanken der Broschüre. „Jede*r hat die Möglichkeit Orte und Angebote unserer Stadt kennenzulernen. Wir können Begegnungen schaffen und die Verbundenheit mit unserer Stadt fördern.“

Die Broschüre richtet sich an alle Menschen, denen das Lesen von langen Sätzen und komplizierteren Sachverhalten schwerfällt. Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Lernschwächen gehören ebenso zur Zielgruppe wie geflüchtete Menschen, die noch Deutsch lernen, oder Kinder im Grundschulalter. Die Broschüre wurde vom Büro für Leichte Sprache, das am Wittekindshof angesiedelt ist, übersetzt. Dennoch wurde sich bewusst für einfache Sprache entschieden. „Das Regelwerk für Leichte Sprache ist sehr streng und für die Breite unserer Zielgruppen kaum anwendbar“, stellte Esther König im Verlauf des Projektes fest. Während es für Leichte Sprache enge Regeln gibt, kann die einfache Sprache flexibler eingesetzt werden. Leichte Sprache entspricht dem Niveau A1, während einfache Sprache Spielräume bis zum Niveau A2 bis B1 ausschöpfen kann.

In Deutschland gibt es geschätzt rund 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Daneben verfügen rund 13 Millionen Menschen über eine schwache bis sehr schwache Lesekompetenz. Das heißt, rund 25 Prozent der Deutschen können anspruchsvolle Texte nicht verstehen (Quelle: leo Grundbildungsstudie, 2011, Universität Hamburg). Einfache Sprache biete für diese Menschen eine Alternative zur Standard- und Fachsprache. Lange Schachtelsätze und Fremdwörter seien ebenso tabu wie Metaphern und Anspielungen. Ziel sei es, schwierige Texte so umzuformulieren, dass sie von möglichst breiten Teilen der Bevölkerung verstanden werden, so die Stadt.

„Einfache Sprache ist ein Türöffner. Die Möglichkeit, sich selbst Wissen anzueignen und Neues zu entdecken, verleiht Autonomie und Selbstbewusstsein. Wir möchten, dass sich alle Menschen über Minden informieren und die Stadt ganz neu entdecken können“, erklärt der Erste Beigeordnete Peter Kienzle. In Zukunft solle es weitere Angebote der Stadt in einfacher Sprache geben.

„Der Bedarf ist da“, fasst Bürgermeister Michael Jäcke zusammen, der sich über den wichtigen Schritt hin zu mehr einfacher Sprache freut. „Die klassische Verwaltungssprache ist manchmal unumgänglich, zum Beispiel wenn es um Gesetzestexte oder Bescheide geht, die rechtssicher sein müssen. Im täglichen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern bemühen wir uns jedoch, so klar und verständlich wie möglich zu kommunizieren. Das ist ein Prozess, bei dem wir täglich dazulernen und den wir zusammen mit den Mindenerinnen und Mindenern fortsetzen möchten.“ Dieser Auftrag sei auch gesetzlich vorgesehen.

Freuen sich über die neue Broschüre (von links): Erster Beigeordneter Peter Kienzle, Esther König (Geschäftsstelle des Beirates für Menschen mit Behinderungen), Integrationsbeauftragte Selvi Arslan-Dolma und Bürgermeister Michael Jäcke

Die Broschüren sind ab sofort kostenlos in der Bürgerhalle und im Büro für Belange von Menschen mit Behinderung, Zimmer 2.72 (Eingang Großer Domhof 1), erhältlich.

Bildquelle: © Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Stadt Minden