Minden. Das „Mindener Modell“ in der Flüchtlingsunterstützung hat Nachahmer gefunden. Zahlreiche Städte und Gemeinden folgten dem Beispiel der Weserstadt und richteten nach einem Bericht in einem bundesweiten Pressesprecher*innen-Blog auch Spendenkonten ein. Aus den eingegangenen Mitteln in Minden konnten bisher viele Projekte für Geflüchtete, Deutschunterricht und insgesamt die Arbeit die Arbeit der Ehrenamtlichen unterstützt werden.
Die Einrichtung des Kontos im August 2015 – unmittelbar nach Einrichtung der Flüchtlings-Notunterkunft in Häverstädt – sei „ein Segen für die vielen Aktivitäten, die sich teilweise auch spontan entwickelt haben, gewesen und ist es nach wie vor“, fasst Bürgermeister Michael Jäcke zusammen. Da sich Minden immer noch in der Haushaltssicherung befinde, sei es schwierig, Mittel aus dem Haushalt der Stadt für neue freiwillige Aufgaben und ehrenamtliche Tätigkeiten bereitzustellen. Städtische Unterstützung gab es unter anderem mit der Neueinstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Flüchtlingsbetreuung.
„Ich danke allen sehr herzlich, die große und kleine Spenden auf das städtische Konto überweisen haben“, so der Bürgermeister, der stets persönlich über die gestellten Anträge und die Vergabe der Mittel entschieden hat. Das Geld sei für Projekte und vor allem für die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit gezielt verwendet worden, so Jäcke. Knapp 20.000 Euro stehen noch zur Verfügung, rund 50.000 Euro sind bereits ausgegeben worden. „Um diese so wichtige Arbeit der Ehrenamtlichen für die Asylsuchenden auch im kommenden Jahr fortsetzen zu können, würden sich alle Beteiligten über weitere Spenden sehr freuen“, betont der Bürgermeister.
Die Stadt habe sich der großen Herausforderung in der Unterbringung, Betreuung und Begleitung von mehr als 1200 Flüchtlingen gestellt. Zudem galt es bis zu 300 Flüchtlinge in der von Ende Juli 2015 bis Ende April 2016 in Amtshilfe betriebenen Notunterkunft zu versorgen. „Wir sind im vergangenen und auch in diesem Jahr auf eine riesige Resonanz an ehrenamtlicher Hilfe, Engagement und Spendenbereitschaft getroffenen. Damit haben wir so nicht gerechnet“, so Bürgermeister Michael Jäcke sowie der für die Flüchtlingsunterbringung und -unterstützung zuständige Erste Beigeordnete Peter Kienzle. Beide bedanken sich im Namen aller Beteiligten, für die Welle der Hilfsbereitschaft, die nun schon seit 15 Monaten gezeigt wird.
Ging es im vergangenen Jahr noch im Schwerpunkt um die Flüchtlinge in der Notunterkunft, für die mehrere Lastwagen voll Kleidung, Koffer und Taschen gesammelt, spontan Deutschunterricht auf die Beine gestellt und Freizeitangebote – auch für Kinder und Jugendliche – geschaffen wurden, konzentrieren sich Stadt und Ehrenamtliche seit dem Frühjahr 2016 auf die Unterstützung der zugewiesenen Flüchtlinge. So gibt es mittlerweile mehr als 250 Patenschaften, weiter ehrenamtlichen Deutschunterricht in der Hafenschule, kirchliche Projekte und Gruppen mit Flüchtlingen, mehrere Fahrradwerkstätten, regelmäßige gemeinsame Treffen, Grillfeste, Mal- und Gartenaktionen. Knapp 1000 Flüchtlinge kamen 2015 und in 2016 bisher rund 300 an. Bis zum Jahresende werden weitere 100 erwartet.
Aus dem Spendenpool wurden allein mehrere tausend Übungshefte „Deutsch für Asylbewerber“ mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen, dazu Unterrichtsmaterialien wie Blöcke, Stifte, Papier, Kreide und Schnellhefter gekauft. Die Kleiderkammer HOPE benötigte Regale und weitere Materialien, um die Einrichtung auszustatten. Aus den Spenden wurden auch die Kinder- und Jugendbetreuung in der Notunterkunft, ehrenamtliche Dolmetscher, WLAN- und TV-Anschlüsse in der Hafenschule, Sprechstunden für Flüchtlinge, ein Begegnungsfest, Kochprojekte oder auch Sportschuhe und Trikots für Flüchtlinge finanziert. Es gab Zuschüsse für integrative Mal- und Gartenaktionen, für Flüchtlings-Schwimmkurse, für Sportangebote, für ein internationales Fußballturnier, für die ehrenamtliche Betreuung von Flüchtlingskindern, wenn die Mütter Sprachunterricht hatten, für einige Schulprojekte, Museumsprojekte, für Integrationsklassen und für das neue Café der Kulturen.
„Wir konnten somit viele tolle Projekte unterstützen, die zur Integration beitragen“, hebt Bürgermeister Michael Jäcke hervor. Er würde sich wünschen, dass dieses mit weiteren Geldspenden auch fortgesetzt werden kann. Zudem gab es zahlreiche Sachspenden von Unternehmen, wie EDEKA, JCC Bruns, Sitex, Hagemeyer und Gauselmann. Ein heimischer Tischtennis-Shopbetreiber hat zahlreiche, hochwertige Schläger übergeben. Auch neue Kleidung, Bälle, Freizeitspiele und Kinderspielzeug wurden gespendet.
Übungsleiter haben Sportangebote für Flüchtlinge geschaffen. GWD hat Flüchtlingskinder und Eltern zu einem Heimspiel eingeladen. Zudem haben die Profi-Handballer neuwertige Sportschuhe gespendet. Schüler*innen der Wichernschule sammelten für Flüchtlingskinder und kauften Fußbälle, Schulklassen malten Bilder und der Freizeitmitarbeiterclub brachte sich stark in der Betreuung der in der Notunterkunft untergebrachten Kinder ein. Und es gibt viele weitere Beispiele.
„Die Bereitschaft zu helfen und sich zu engagieren, war und ist riesig“, lobt der Bürgermeister. Minden habe sich der großen Herausforderung gestellt und diese bisher „vorbildlich und mit viel Kreativität gemeistert“. Die Stadt und ihre Bürger*innen haben sich weltoffen und tolerant gezeigt.
Geldspenden können auf das Konto der Stadt Minden unter dem Stichwort „Spende für die Flüchtlingshilfe in Minden“ überwiesen werden. Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt. Dafür ist es jedoch wichtig, dass die Adresse im Verwendungszweck mitgenannt werde. Alternativ können sich die Bürger*innen, die gespendet haben und eine Quittung wünschen, auch an Heike Richter, Telefon 89-348 wenden. Die Kontoverbindung lautet: Sparkasse Minden-Lübbecke, BLZ 490 501 01, Kontonummer 80 000 011, BIC: WELADED1MIN, IBAN: DE 12490501010080000011.