Minden. Arbeiten zur Aufwertung des Grüngürtels rund um die Innenstadt haben Ende Januar begonnen – auch der Teich wird saniert. Mindens „grüner Gürtel“, das Glacis, wird aufgewertet und in den kommenden Jahren fit für die Zukunft gemacht. Ende Januar haben im Fischerglacis – das ist der Abschnitt zwischen Hermannstraße und Marienstraße – die ersten Arbeiten im Rahmen des „Pflege- und Entwicklungskonzeptes Glacis“ begonnen. Darauf machen jetzt vier große Banner die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen am Wegesrand aufmerksam. Sie erklären die notwendigen Maßnahmen, die in erster Linie dazu dienen, den Waldpark zu erhalten und zu stärken. Auch wird mit Hilfe der Banner darauf hingewiesen, dass klimaresistentere, einheimische Bäume sowie zusätzliche Sträucher und Gräser nachgepflanzt werden und zwar insgesamt mehr als entnommen wurden.
Als erste Maßnahme zur Umsetzung des Konzepts, das mit viel Bürgerbeteiligung erstellt wurde, sind im ersten Bauabschnitt Fischerglacis rund 30 größere sowie zehn kleinere, wildgewachsene Bäume von einem beauftragten Unternehmen gefällt worden. Diese Maßnahmen dienen hauptsächlich dem Schutz der Altbäume aus Eichen und Buchen. Zwei weitere Bäume mussten nach Aussage der Städtischen Betriebe Minden (SBM) ebenfalls gefällt werden, weil sie der künftigen Wegeführung im Weg standen. Die Fällarbeiten waren Ende Januar abgeschlossen.
„Nun geht es mit großen Schritten weiter“, freut sich Peter Wansing, Beigeordneter und SBM-Betriebsleiter. Im Fischerglacis werden zur Zeit Bodenproben entnommen. Dazu wird auf den gepflasterten und auch geschotterten Wegen ein kleines Stück aufgegraben, um das Boden-/Schottergemisch zu untersuchen. Dabei handelt es sich um vorbereitende Maßnahmen für das Anlegen von neuen und das Entfernen von alten Wegen im Glacis. „Im Wesentlichen wird untersucht, ob und wie stark der Oberbau belastet ist. Auch die Tragfähigkeit wird so festgestellt“, sagt der zuständige Bauleiter René Kreß. Aktuell werden Probeflächen angelegt, um die ausgesuchte Pflasterung im realistischen Umfeld zu testen. Unter anderem wird die Befahrbarkeit sowie die Pflegeintensität getestet. Erweist die Pflasterung sich tatsächlich als geeignet, werden so die neuen Wege aussehen.
Für die künftige, weitgehend getrennte Wegeführung von Radfahrern und Fußgängern müssen einige Wege neu erschlossen und andere dafür zurückgebaut werden. Radfahrende sollen dann auf 2,50 Meter breiten gepflasterten Wegen fahren und die Fußgänger*innen auf 2,20 Meter breiten Wegen mit wassergebundener Decke gehen können. Auch die Straßenquerungen sollen an einigen Stellen angegangen werden, um Autofahrern zu verdeutlichen, dass hier viele Glacis-Nutzer*innen die Fahrbahn queren.
Die Mitte Februar aufgestellten Banner erklären unter anderem, warum Bäume gefällt werden. Das diene dem Schutz der Altbestände wie Eichen und Buchen, die mit anderen Gehölzen konkurrieren müssen. Auch solle damit ein besseres Wachstum der Kräuter und Sträucher durch Optimierung der Wasser- und Lichtverhältnisse erreicht werden, so die Begründung der SBM. Ein großes Thema ist auch die Verringerung des Nährstoffeintrags durch die gezielte Entnahme bestimmter Gehölze sowie die Anpassung der Baumartenstruktur an die zu erwartenden Klimaveränderungen.
Einheimische Sträucher und Stauden werden gezielt gepflanzt – das erklärt ein weiteres Banner. Dieses macht auch darauf aufmerksam, dass das Glacis seit vielen Jahren nicht nur unter der Trockenheit, sondern auch unter dem hohen Näherstoffeintrag durch Mengen an verrottetem Laub und Hundekot leidet. Brombeeren und Brennnesseln fühlen sich durch unkontrollierte Vermehrung im Glacis sehr wohl und verdrängen seit Jahren andere Pflanzenarten. Auch dem wollen die SBM mit Neupflanzungen und der Schaffung von verschiedenen Wachstumsebenen wie Gräsern, Sträuchern und Bäumen begegnen.
Ein drittes Banner behandelt die Frage: Warum bleibt das Glacis nicht so wie es ist? Die erste Antwort lautet: um die Zukunfts– und Widerstandsfähigkeit des Waldparks zu erhalten, der in den vergangenen heißen Sommern sehr gelitten hat. Auch sollen die jetzt begonnenen Maßnahmen der Aufwertung als Naherholungsgebiet dienen sowie den Barriereatlas der Stadt umsetzen. Gleichzeitig wird mit den künftig gepflasterten Wegen auch die Fahrradinfrastruktur verbessert. Es wird ingesamt mehr Bänke und Abfallbehälter geben. Sie werden an markanten Punkten aufgestellt.
Das vierte Banner zeigt den Plan des ersten Bauabschnitts im Fischerglacis, für den es Fördermittel aus dem Städtebauförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen gibt, welches durch den Bund mitfinanziert wird. 80 Prozent der mit 791.000 Euro berechneten Kosten (= 633.000 Euro) kommen aus dem Förderprogramm, die restlichen 20 Prozent trägt die Stadt Minden. Das Konzept wird in den folgenden Jahren in mehreren Abschnitten weiter umgesetzt.
Im Fischerglacis soll auch der Teich an der Kaiservilla saniert werden. Er soll komplett abgepumpt, von Müll gereinigt, vom Schlamm befreit, wieder aufgefüllt und am Ufer mit einem Aufenthaltsbereich neu gestaltet werden. Eine erste Untersuchung des stehenden Gewässers ist bereits im vergangenen Jahr erfolgt. Die umweltrechtlichen Genehmigungen liegen vor. Auch die Marienquelle ganz in der Nähe steht auf der Liste. Sie soll künftig besser sichtbar sein und mit Sandsteinquadern aufgewertet werden.
Basis für alle Maßnahmen ist das städtebauliche „Pflege- und Entwicklungskonzept für das Glacis“, welches der Rat im September 2020 einstimmig beschlossen hat. Dem voraus ging ein längerer Planungsprozess, in den auch die Bürgerschaft eng einbezogen war. Das Glacis in Minden ist bei den Bürger*innen sehr beliebt und ein wertvoller Grüngürtel in der Mitte der Stadt.