Bielefeld. Am vergangenen Freitag musste das Umweltamt eine schlechte Nachricht aus Jülich entgegennehmen. Die Jury zum landesweiten Projekt „KWK-Modellkommune“ hat dem Projekt zum Ausbau des Fernwärme- und Bürgernetzes in Bielefeld-Sennestadt nicht den entscheidenden Zuschlag erteilt. Von 21 Wettbewerbsbeiträgen wurden sechs ausgewählt. Gründe oder Bewertungen sind bisher nicht bekannt. Die Beteiligten der Stadtwerke, des Umweltdezernats und der Sennestadt GmbH möchten jedoch weiterhin an der besonderen Sennestädter Idee festhalten. Das außerordentlich innovative Konzept weist in die richtige Richtung und hat Bedeutung für den Stadtbezirk.
Die Stadtwerke Bielefeld wollen den im Energiekonzept 2020 vorgesehenen Ausbau der Blockheizkraftwerke (BHKW) stadtweit unverändert fortsetzen. In der Sennestadt wurden bei den Analysen zum Feinkonzept einige sehr vielversprechende Ansätze für erste Inselnetze gefunden und die Erschließung des Schillinggeländes als Nahwärme-Gebiet sollte weiterhin unterstützt werden. Die Förderung als KWK-Modellkommune hätte eine erhebliche Beschleunigung bedeutet. Es wird nun kleiner anfangen und langsamer voran gehen.
Die Stadt Bielefeld hatte unter Federführung des Umweltamtes die Arbeitsgemeinschaft Stadtwerke Bielefeld GmbH und Jung Stadtkonzepte (Köln) mit der Erstellung des Konzepts beauftragt. Mit dem Feinkonzept „Ein Stadtteilnetz für Sennestadt“ hat das Team ein bundesweit einzigartiges Wirtschafts- und Rechtsmodell vorgelegt, das sich den Bedingungen im Siedlungsbestand annimmt und schrittweise wachsende Netze ermöglicht. Das offene Stadtteilnetz für die Sennestadt sollte Bürgerinnen und Bürgern eine Beteiligung ermöglichen und als „virtuelles Kraftwerk“ einen geordneten Handel mit Wärme zwischen vielfältigen Erzeugern und Abnehmern nach festen wirtschaftlich und sozial verträglichen Regeln ermöglichen. Es sollte bewusst keine Einzelaktion sein, mit der möglichst schnell viele Fördermittel abgerufen werden können. Das Konzept zeigt eine langfristige Perspektive für die Sennestadt auf. Der Aufbau eines größeren Wärmenetzes ohne Fördermittel ist derzeit allerdings nicht wirtschaftlich, sodass über Umsetzungsschritte neu nachgedacht werden muss.
Alle bereits am Projekt „Energetische Stadtsanierung Sennestadt“ beteiligten Partner, sowohl Stadt und Stadtwerke Bielefeld als auch die Sennestadt GmbH, wollen weiterarbeiten, da die Vorteile einer lokalen Energieversorgung überwiegen. Aktuell bietet die Sennestadt über ein erfolgreiches KfW-Projekt kostenlose Sanierungsberatung für Immobilienbesitzer an. Hieraus ergeben sich auch konkrete Ansätze für einzelne BHKW-Projekte. Das Dezernat für Umwelt und Klimaschutz wird nach den Sommerferien alle am Prozess Beteiligten einladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die energetische Stadtsanierung in Sennestadt geht weiter!