Keine historische Fassade bei der Markterweiterung von EDEKA

Abriss Petershagen Hauptstr. 34

Petershagen. Nun ist der Abriss des Gebäudes Hauptstrasse 34 in Petershagen erfolgt.
Was statt dessen kommen soll, hat der Bürgermeister nicht verraten, obwohl uns von anderer Seite berichtet wurde, dass bereits ein Planungsentwurf vorliegen würde.
Auf Nachfrage beim Bürgermeister Breves hinsichtlich der Fassade begnügte er sich damit, auf den Presseartikel des Mindener Tageblattes zu verweisen, wo fälschlich in der Überschrift stand, dass die Fassade erhalten bleiben soll. Was eine gute Nachricht gewesen wäre.
Eine eigene umfangreiche Auskunft, wie gewünscht, gab er jedoch nicht, auch wenn die konkreten Pläne bereits vorliegen.
Beim Erscheinen der Zeitung des MT war aber der Giebel des Gebäudes bereits teilweise eingerissen worden und in einer Korrektur am nächsten Tag erklärte das Blatt, dass die Fassade doch jetzt verschwunden ist, aber “die Optik bleibt“, was immer man davon halten soll. Erst einmal ist dort ein grosses Loch.

Bürgermeister: Kein Denkmal

Auf Nachfrage beim Bürgermeister erklärte dieser, dass das Gebäude insgesamt und auch die Fassade allein nicht unter Denkmalschutz stehen würde.
Formal und rechtlich korrekt.
Es ist nicht in die Denkmalliste eingetragen worden und auch nicht durch einen Beschluss durch den Rat unter Schutz gestellt.
Hätte die Stadt aber machen können. Sie ist da Entscheider!

Nach heutigem Baurecht reicht eine Anzeige der Abrissabsicht, eine Genehmigung ist nicht mehr erforderlich.
Der Bürgermeister schreibt dazu: „ Die Abrissanzeige ist hier am 16.12.2024 eingegangen. Über die geplante Erweiterung des Marktes in diesem Bereich hatten wir die Fraktionsspitzen am 19.03.2024 mündlich informiert.“

Die Parteien wussten angeblich nichts

Interessanter Weise war aber den Fraktionen SPD und CDU scheinbar die Abrissabsicht nicht bekannt. Beide Parteien bestätigten das schriftlich, wollten aber keine weitere Stellungnahme abgeben. FDP und Grüne haben nicht geantwortet.

Gebäudeabriss schon lange geplant

Abriss Petershagen Hauptstr. 34Aus Sicht der Stadtverwaltung war ein Erhalt auch gar nicht vorgesehen. Bürgermeister Breves: “Es bestand hier damals nicht die Absicht, das Objekt unter Denkmalschutz zu stellen. Vielmehr wurde die LWL-Denkmalpflege im Zuge eines damaligen Eigentümerwechsels um eine fachliche Einschätzung zum Denkmalwert des Objektes gebeten. Anbei das Schreiben des LWL.“

Aufgrund der Anfrage der Unteren Denkmalbehörde Petershagen 2015 erhielt diese ein Schreiben der LWL am 13.03.2015, worin es hieß: „nach fachlicher Überprüfung stellen wir das Benehmen gem §21 Abs. 4 S. 1 DschG zu Ihrem Entscheidungsvorschlag her und raten folglich davon ab, die Unterschutzstellung des o. g. Objekts mangels Denkmalwürdigkeit vorzunehmen.“

Weiter heist es:

„Dieser um 1900 errichtete Ziegelbau weist zwar an den Schauseiten (Nord- und Ostfassade) noch die charakteristischen Gliederungselemente aus glasierten Ziegelsteinen auf, hat aber im Inneren, insbesondere im Erdgeschoss, die ursprünglichen Strukturen und Ausstattungselemente nutzungsbedingt verloren.
Eine Unterschutzstellung allein der Strassenfassade wird wegen der Veränderung im Erdgeschossbereich nicht empfohlen.“

Gefälligkeitsgutachten?

Eine sehr nebulöse Begründung, die überhaupt nicht genau ausführt, was denn nun genau gegen eine Unterschutzstellung spricht.
Genaueres erschien auch nicht erforderlich, denn die Stadt Petershagen wollte ja den Abriss und brauchte nur noch eine Bestätigung, falls da mal später….. .

Ergebnis gut, Alles gut

Damit hatte man das Ergebnis, was sich die Stadt und der Investor gewünscht haben, denn wahrscheinlich war schon damals klar, dass der Abriss kommen sollte. Vielleicht war das die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen Röthemeier das Gebäude kauft, um dann später das daraus zu machen, was heute erfolgt.

Man kann also festhalten, dass die Parteien trotz Dementi informiert waren, aber keine irgendwelche Bemühungen anstellten, das Gebäude zu retten,denn es war auch gar nicht erwünscht.

Das erinnert an den Bau des jetzigen Marktes. Es wurden dafür zwei Gebäude abgerissen, die unter Denkmalschutz gestellt werden sollten, aber der Rat mehrheitlich dann gegen die Unterschutzstellung stimmte.
Damals bestand die Ankündigung des Marktbetreibers, er würde den bestehenden Markt in Petershagen schließen, wenn der Denkmalschutz kommen würde und ein Abriss nicht erfolgen dürfte.

Auch hier bestand der Vorschlag, die alten Fassaden zu erhalten und in den Neubau des Marktes zu integrieren.

Hätte damals nicht eine Bürgerinitiative bestanden, die hier vehement auf das Erscheinungsbild der Stadt hingewiesen hätte, wäre die heutige Fassade ganz anders gekommen. Es wäre ein gelber Zweckbau in Stahlskelettbauweise geworden. (Der Entwurf liegt uns vor).

Wenigstens ist der Ortsbürgermeister Schade laut MT vom 17.01.2025 nach Einsicht der Pläne jetzt zufrieden mit der geplanten neuen Fassade: er begrüßt den neuen „alten“ Look des Gebäudes.
Wie sagt Ortsbürgermeister Schade noch: „ Am Ende werde wahrscheinlich alles gut sein“

Aber letztlich ist das Erscheinungsbild der Stadt doch auch der Spiegel der Petershäger Bürger.
Warum sollen ihre Repräsentanten, die Verwaltung und der Rat besser sein als die Bürger selbst?