Erfurt. Der Koalitionsvertrag im Land Thüringen sieht einen nachhaltigen, vorbeugenden Hochwasserschutz vor, der im Einklang mit den Zielen des Gewässerschutzes steht. Davon würden auch heimische Arten wie der seltene Fischotter profitieren. Die Verabschiedung des Hochwasserschutzprogramms stockt allerdings. Nachdem der Wassercent als mögliches Finanzierungsmittel abgelehnt wird, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) das Land anlässlich des Internationalen Tag des Artenschutzes auf, eine solide Finanzierungsgrundlage zu erschließen, damit das Programm zeitnah umgesetzt werden kann. Nur wenn Flüsse mehr Raum erhalten und die Überflutungsbereiche naturnah gestaltet werden, können Auen wieder ihre natürlichen Funktionen erfüllen: Wasser zurückhalten und Überschwemmungen verhindern, Menschen Erholung bieten und Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen bereitstellen.
„Der Wille, den Thüringen mit dem Landesprogramm Hochwasserschutz zeigt, ist wichtig, aber alleine nicht ausreichend. In 13 anderen Bundesländern wird der Wassercent als bewährtes Finanzierungsinstrument eingesetzt. Wenn das Land ihn ablehnt, sollte es auf anderem Wege sicherstellen, dass wirksame Maßnahmen umgesetzt werden können – und dies zeitnah. Denn Hochwasservorsorge und Gewässerschutz dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Die Mittel sollten zweckgebunden für Maßnahmen eingesetzt werden, die neben dem Hochwasserschutz auch ökologischen Zielen Rechnung tragen.
Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre in Thüringen verdeutlichen, wie wichtig ein ökologisch guter Zustand der Gewässer ist. Auwälder oder Feuchtwiesen bieten auf natürliche Weise Schutz und nehmen ansteigende Fluten auf. Um Überschwemmungen wie zuletzt im Jahr 2013 zu verhindern und um heimischen Wildtieren wieder mehr Lebensraum zu schaffen, ist aus Sicht der DUH ein Umdenken im Flussgebietsmanagement von Nöten. „Wichtig ist, dass nach Synergien zwischen Hochwasservorsorge, Naturschutz und Gewässerschutz gesucht wird und damit auch ökologische Aspekte Berücksichtigung finden“, sagt Sascha Müller-Kraenner. Die Wiederausbreitung des Fischotters in Thüringen belege beispielhaft, wie wichtig lebendige Gewässer und natürliche Uferlandschaften für den Artenschutz sind.
Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für den Gewässerschutz in Thüringen und die Wiederausbreitung des Fischotters in dem Bundesland. Im Rahmen eines Modellprojekts hat die DUH mit dem Bau von Bermen dazu beigetragen, dass die Wassermarder Straßen heil überqueren und Brücken trockenen Fußes durchwandern können. Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am 3.3.2016 hat Sabrina Schulz, Projektmanagerin bei der DUH, zusammen mit der Auenland Initiative sowie den Eltern und Kindern der Umweltbildungsgruppe „Wasserflöhe“ in Orlamünde das Modell einer Fischotterberme nachgebaut.
„Die Arbeit mit Kindern führt mir immer wieder vor Augen, wie sehr der heranwachsenden Generation lebendige Flüsse und ihre Bewohner am Herzen liegen. Es liegt in unserer Verantwortung, die anstehenden Aufgaben nicht auf ihre Schultern abzuwälzen, sondern tatkräftig die Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Flusslandschaften zu stellen“, so Sabrina Schulz, Projektmanagerin im Thüringer DUH-Büro in Erfurt. Dies möchte sie auch den Besuchern der Messe „Reiten-Jagen-Fischen“ vom 18. bis 20. März in Erfurt nahebringen. Neben Informationen zum Fischotter wird dort auch das Bermenmodell an einem gemeinsamen Stand der Auenland-Akademie, des Verbandes für Angeln und Naturschutz in Thüringen und der Arbeitsgruppe Artenschutz ausgestellt.
Mehr Informationen zum Fischotterschutz der DUH in Thüringen: www.duh.de/fischotter_thueringen.html
Zum Film „Bermeologie – Schutz des Fischotters in Thüringen: http://l.duh.de/iu07u
Infos zur Auenland-Akademie: http://auenlandakademie.de/
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