Hannover legt neues Agrikulturprogramm vor

Hannover. Landwirtschaftliche Nutzung in der Stadt: Was widersprüchlich klingt, ist gar nicht so ungewöhnlich und soll weiterentwickelt werden. Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün hat dem Rat eine Überarbeitung des Agrikulturprogramms vorgelegt. Kernpunkte sind die Sicherung von Flächen für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzungen, die Förderung der umweltschonenden und ökologischen Bewirtschaftung sowie eine regionale Vermarktung.

 

Das Programm ist die zweite Fortschreibung des Landwirtschaftsprogramms von 1994 und befasst sich nicht mehr nur mit der Landwirtschaft, sondern auch mit gärtnerischen Formen der Lebensmittelproduktion in der Stadt – von traditionellen Kleingärten bis zu neuen Initiativen und Flächen des „urban gardening“ oder „urban farming“. Es skizziert darüber hinaus öffentlichkeitswirksame Informationen und Aktionen, die die Bevölkerung für die Lebensmittelproduktion in der Stadt sensibilisieren und zu nachhaltigem Konsum sowie zum eigenen Gärtnern anregen sollen.

 

„Landwirtschaftliche und gärtnerische Flächen machen einen hohen Anteil der Stadtfläche aus. Sie zu erhalten und zu entwickeln, ist ein wichtiger Beitrag für die nachhaltige Stadtentwicklung“, sagt Sabine Tegtmeyer-Dette, Hannovers Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin.

 

Die landwirtschaftlich genutzten Flächen machen in Hannover rund 14 Prozent der Stadtfläche aus, das entspricht rund 2.880 Hektar. Davon sind 964 Hektar im Besitz der Landeshauptstadt Hannover. Sie werden von rund 29 Betrieben bewirtschaftet und dienen unter anderem dem Erhalt der Kulturlandschaft und der landschaftsbezogenen Erholung. Die Flächen erfüllen mehrere wichtige Funktionen: Sie erhalten Freiräume in der dicht besiedelten Stadt für die Naherholung. Sie dienen, bei umweltschonender Nutzung, dem Arten- und Biotopschutz sowie dem Klimaschutz. Und sie können mit kurzen Wegen zur Lebensmittelversorgung der Stadtbevölkerung beitragen.

 

Damit die landwirtschaftlichen Flächen zusammen mit den unterschiedlichen Formen von Gärten in ihren wichtigen Funktionen in der Stadt erhalten und entwickelt werden, sind im Agrikulturprogramm Handlungsfelder und Umsetzungsstrategien erarbeitet worden. Die wesentlichen davon sind:

 

Flächensicherung für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzungen: Für eine nachhaltige Landnutzung und Lebensmittelproduktion müssen Landwirtschaftsflächen und Nutzgärten gesichert werden. Das Agrikulturprogramm weist landwirtschaftlichen Flächen mit hohem ackerbaulichem Ertragspotenzial einen besonderen Schutzwert zu.
Förderung von umweltschonenden und ökologischen Bewirtschaftungsformen: Nach dem Prinzip „Pflege durch Nutzung“ werden Belange des Naturschutzes und der Landbewirtschaftung soweit wie möglich in Einklang gebracht, beispielsweise auf extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen. Zudem soll der Anteil an ökologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen erhöht werden.
Regionale Vermarktung durch die Stadt als Verbraucherin: Die Stadt Hannover will als Verbraucherin mit gutem Beispiel vorangehen und wo möglich mehr regionale und ökologische Produkte in eigenen Einrichtungen und auf Veranstaltungen verwenden.
Öffentlichkeitsarbeit, Informationen und Aktionen: Öffentliche Führungen und Angebote sollen dazu beitragen, über Landwirtschaft in der Stadt Hannover zu informieren und zu bewusstem Einkaufen zu animieren. Mitmachangebote zum Selbst-Gärtnern werden vorgestellt und unterstützt.

 

Das Agrikulturprogramm wird der Ausschuss für Umweltschutz und Grünflächen in seiner Sitzung am 6. Februar behandeln. Danach befindet der Rat abschließend über die Drucksache.

 

Hintergrundinformationen:

Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün hat bereits im Jahr 1994 ein eigenes Landwirtschaftsprogramm erarbeitet und veröffentlicht, das die Ziele verfolgt, die Agrarflächen in der Stadt zu erhalten, extensive und ökologische Bewirtschaftungsformen zu fördern sowie die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte zu stärken. Die Handlungsfelder des Agrikulturprogramms sind auch Bestandteil des städtischen Programms „Mehr Natur in der Stadt“ und zugleich ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Stadtentwicklung im Sinne des Stadtentwicklungskonzeptes „Mein Hannover 2030“.

 

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