Petershagen: Man muss sich fragen, ob die Verschleppung der Fertigstellung des Schulentwicklungsplans mit System betrieben wird.
Aufgrund einer Eingabe beim Landtag von NRW zur Verhinderung der Schließung der Grundschule Ovenstädt gab es immerhin eine Zusage der Stadt Petershagen an den Petitionsausschuss des Landtages von NRW, diesen Plan bis zum Herbst, und vor Beendigung der Anmeldefristen fertig gestellt zu haben. Lt. Sitzungsvorlage des Schulausschusses für den 28.11.2010 „soll die Beschlussfassung im Ausschuss für Schule und Sport am 10.01.2011 und in der nachfolgenden Ratssitzung erfolgen“. Statt sich an die Vorgaben und Zusagen zu halten und im Herbst fertig zu sein, schafft die Stadtverwaltung und der Rat Tatsachen durch Verschleppung, denn die Anmeldefristen sind inzwischen abgelaufen. So hat man praktischer Weise die Grundschule Ovenstädt schon einmal erledigt.
Schulschließungen bedeutet Ortssterben
Davon profitieren insbesondere die GS – Eldagsen und Petershagen. Was schulpolitisch erst einmal eine Entscheidung durch Nichtstun ist, bedeutet andererseits die Zerstörung einer wichtigen Infrastruktur in Ovenstädt mit den nachkommenden Folgen, dass der Ort zunehmend abstirbt. Eine frühzeitige Entscheidung im Rahmen eines Stadtentwicklungskonzeptes hätte geordnete und gesicherte Entwicklungen gebracht, die dann sicher auch zum Standorterhalt von Ovenstädt geführt hätte. Aufgrund der Größe dieses Ortes und dessen Einzugsgebietes sowie der Schul- und Sportanlagen im Ortskern hätte man eine adäquate Sicherung der Infrastruktur bewirken und statt dessen eher die Schule Eldagsen schließen oder nach Ovenstädt verlagern müssen.
Was ist die Ursache der Schulerosion in Petershagen?
Letztendlich werden aufgrund des Fehlens eines Stadtentwicklungskonzeptes mit klaren Handlungs- und Entwicklungsanweisungen nach derzeitigem Stand wahrscheinlich nur noch Petershagen und Lahde als Grundschulstandorte übrig bleiben, denn was für Ovenstädt gilt, trifft zeitversetzt alle anderen Grundschulen ebenfalls.
Fehlen eines Stadtentwicklungskonzeptes
Das hat seine Ursache in der verfehlten Stadtpolitik, die zu Abwanderungen der Einwohner aus der Fläche führt und damit zum Schülermangel. Statt ein realistisches Stadtentwicklungskonzept unter Beteiligung der Bürger zu erstellen, konzentriert sich die Politikführung und der übrige Rat darauf, möglichst viele Märkte in den Kernorten zu installieren, was den Erosionsprozess der Infrastruktur in den restlichen Landgemeinden beschleunigt. Standortsicherungen der Orte sind letztendlich Infrastruktur und Arbeitsplätze im Produktivsektor im Ort!
Klientelpolitik
Dazu kommt noch die Klientelpolitik, die parteinahe Personen und Gruppen bevorzugt, ohne Rücksicht auf die Gesamtentwicklung der Stadt. Es ist doch paradox, dass die Grundschule Eldagsen in dem kleineren Ort bestehen bleibt und die von Ovenstädt mit ca. 200 Einwohner mehr schließen muss. Ebenso gefährdet die Schule mit ihren Abwerbungen die Schule Friedewalde und letztendlich auch Petershagen Ort. Da reicht auch nicht die Begründung, dass es sich hierbei um eine konfessionelle Schule handelt, denn die Schule kann nur existieren, indem sie den anderen Schulen die Schüler weg nimmt. Darüber hinaus ist es zwar eine Schule mit konfessioneller Ausrichtung, jedoch eine Städtische Schule, wo der Rat es in der Hand hätte, diese zu verlagern, zu verschmelzen oder zu schließen. So wird hier eine kleine Schule aufgrund der konfessionellen Ausrichtung unterhalten, die mit geringeren Eingangsklassenzahlen weitermachen darf, obwohl trotz der Werbeaktivitäten der Schule die Prognosen davon ausgehen, dass es dann in 4 Jahren trotzdem nur noch 16 Schüler gibt, was aber auch weniger sein kann und dann die Schließung bedeutet.
Bevorzugung der Grundschule Eldagsen
Eldagsen besonders wurde politisch immer bevorzugt durch Baumaßnahmen, Ausstattungen, Sanierungen zu Lasten der anderen Schulen, auch wenn der Bedarfsplan für Schulbaumaßnahmen andere Prioritäten vorgab. So erhielt beispielsweise die Schule ca. 2004 noch für 150000,- € einen Anbau, obwohl andere Schulen in der Dringlichkeit wesentlich weiter vorne standen. Deren notwendigen Sanierungen wurden dann zurück gestellt, was sich nun als Nachteil bei der baulichen Bewertung heraus stellt, wie man jetzt bei der GS Ovenstädt sieht. Es ist hinreichend bekannt, dass die Schulleiterin von Eldagsen als CDU – Mitglied es immer verstanden hat, ihre fast wie einen Familienbetrieb geführte Schule bevorzugt behandelt zu bekommen. Wie diesem Magazin bekannt wurde, hält sich die Schulleiterin von Eldagsen auch nicht an die Schulleiterabsprachen während der Schulhalbjahre keine Wechselschüler aufzunehmen. Hauptsache ihre Schule wird voll.
Wegfall der Schulgrenzen
Der Wegfall der Schulgrenzen hat zusätzlich bewirkt, dass im Konkurrenzkampf der Schulen anderen die Schüler abgeworben wurden, ohne dass die tatsächliche Qualität der jeweiligen Schulen ausschlaggebend oder überhaupt bekannt war. Auch frühzeitig verbreiteten Nachrichten über mögliche Schulschließung anderer Schulen in Verbindung mit bedenklichen Werbemaßnahmen Einzelner haben zu Verunsicherungen der Eltern beigetragen und manche Werbeaktionen erfolgreich gemacht.
Die Politik: Viel reden und nichts sagen
Das alles war nur möglich, weil die Politik keine frühzeitigen Entscheidungen getroffen hatte, welche Standorte nun dauerhaft gesichert werden sollten unter der Berücksichtigung der Gemeindegrößen und der Infrastruktur. „Obwohl diese Problematik der Stadt seit Jahren bekannt war, wurde bislang versäumt, einen Schulentwicklungsplan aufzustellen, der eine bewusste Steuerung der Schullandschaft möglich machen würde“ schrieb der Petitionsausschuss des Landtages von NRW am 31.08.2010 an den SPD – Mann Thater aus Ovenstädt, der eine Eingabe an den Landtag eingebracht hatte.
Statt nun den Vorgaben des Petitionsausschusses zu folgen, macht die Stadt und Politik genau das Gegenteil. Dieser schrieb nämlich, „dass nun ein zügiges Handeln geboten ist, damit es nicht zu einer faktischen Schulschließung durch Abwanderung der Schülerinnen und Schüler kommt.“ Immerhin berichtete dieser, „die Stadt Petershagen hat versichert, dass sie die Schulentwicklungsplanung bereits begonnen hat und in Hinblick auf die Grundschulen noch im Herbst 2010 – mithin vor Ablauf der Meldefristen – abschließen möchte.“
Da nun bekannt ist, dass „die Beschlussfassung im Ausschuss für Schule und Sport am 10.01.2011 und in der nachfolgenden Ratssitzung erfolgen“ soll trotz zuvor gegenteiliger Zusicherung, wird deutlich, dass die Stadt an der Sicherung des Schulstandortes Ovenstädt kein Interesse hatte. Es wird nur abgewickelt. Ein Konzept (Stadtentwicklung), wie diese Entwicklung aufzuhalten ist, gibt es nicht. Dabei hätte die Stadt Möglichkeiten, die sie seit Jahren im politischen Hick – Hack vertut. Wie war noch der CDU – Slogan? Mit uns die Zukunft.
Im Entwurf des Schulentwicklungsplans, der bis zum Schuljahr 2015/16 reicht, wird dann auch schon mal prognostiziert, wer als nächstes dran ist.
» Der Entwurf des Schulentwicklungsplan