Radolfzell/Berlin. Immer mehr Stadtbewohnerinnen und -bewohner tragen aktiv zur Gestaltung ihres Wohnumfelds bei. Auf Brachflächen, wenig attraktiven Rasenflächen und sogar auf Asphalt entstehen so innerstädtische Oasen. Gerade in Quartieren, in denen nur wenige Menschen über eigene Gärten verfügen, sind solche Grünräume wichtige Orte der Erholung, des sozialen Miteinanders und des Naturerlebens. Wie Stadtverwaltungen solche Grünprojekte und bürgerschaftliches Engagement ohne viel Aufwand und finanzielle Belastung unterstützen und fördern können, hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) in ihrem Projekt „Umweltgerechtigkeit durch Partizipation“ untersucht und die Ergebnisse jetzt in einem Leitfaden veröffentlicht.
Das Fazit der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation lautet: Von Bürgerinnen und Bürgern initiierte Grünprojekte wirken sich positiv auf das Miteinander in der Kommune aus und sind ein Gewinn für die ganze Stadt. „Bürgerschaftliche Grünprojekte, wie zum Beispiel Gemeinschaftsgärten, leisten oft wichtige Beiträge zur Stadtteilentwicklung und zum sozialen Miteinander in einem Quartier“, resümiert Robert Spreter, Leiter Kommunaler Umweltschutz der DUH. Initiativen wie der Interkulturelle Garten in Erfurt hätten oft einen starken positiven Einfluss auf die gesamte Umgebung. In einer Straße, die aufgrund hoher industrieller Lärmbelastung und der vergangenen Nutzung als „Rotlichtviertel“ einen eher schlechten Ruf besaß, entstand durch den Garten ein attraktiver Aufenthaltsort im Grünen, der seither zum Imagewandel des ganzen Viertels beiträgt. „Stadtverwaltungen sollten solchen Initiativen mit großer Offenheit begegnen und sie nach Kräften unterstützen“, betont Spreter.
Kommunen können aus solchen grünen Bürgerprojekten viel für ihre formellen Beteiligungsprozesse lernen. Denn die Initiativen machen Partizipation auch für Bevölkerungsgruppen attraktiv, die sich sonst von klassischen Planungsworkshops und Informationsveranstaltungen weniger angesprochen fühlen. Dabei sollten besonders junge Menschen und sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger gezielt einbezogen werden. Planen und Handeln müssen nah beieinander liegen, Mitmach-Angebote sind gefragt. In Bad Neuenahr-Ahrweiler beispielsweise, einem der fünf untersuchten Praxisprojekte, führt die Stadtverwaltung seit 2011 regelmäßig Zukunftswerkstätten mit den Kindern und Jugendlichen durch. Diese erarbeiten dabei für ihren Ortsteil Verbesserungen, die ganz auf ihre eigene Altersgruppe zugeschnitten sind. Auch bei der Umsetzung der erdachten Projekte sind sie aktiv beteiligt. Bad Neuenahr-Ahrweiler bestätigt damit, dass eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Bürgern und Kommune möglich ist.
Unter dem Titel „Umweltgerechtigkeit durch Partizipation auf Augenhöhe: Strategien und Empfehlungen für Grünprojekte in Stadtquartieren“ hat die DUH jetzt Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Die Broschüre ist unter http://www.duh.de/2759.html erhältlich. Das Projekt rückte die ungerechte Verteilung des Umweltguts Stadtgrün in den Mittelpunkt. Gerade in sozial benachteiligten Stadtvierteln fehlen oft attraktive Grünflächen. Betroffene Anwohner profitieren deshalb kaum oder gar nicht von den vielfältigen positiven Effekten einer grünen Stadt, die Erholungsmöglichkeiten bietet, klimatische Bedingungen beeinflusst und das soziale Miteinander fördert. Gleichzeitig können Bürgerinnen und Bürger in sozial benachteiligten Stadtteilen kaum über die Gestaltung ihres Wohnumfelds mitbestimmen. Weitere Informationen zum Projekt, das vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt gefördert wurde, finden Sie unter http://www.duh.de/partizipation.html