Fußgängerkongress in Berlin: Ist zu Fuß gehen der neue Alltagstrend?

Ist zu Fuß gehen der neue Alltagstrend?

Minden. Der 2. Deutsche Fußgängerkongress in Berlin hat für die Verkehrsbehörde der Stadt Minden interessante Erkenntnisse gebracht. Denn grundlegende Probleme unterscheiden sich auch in einer Großstadt wie Berlin nicht wesentlich von denen der Stadt Minden, so die Teilnehmenden. Diskutiert wurden unter anderem: Nutzungskonflikte der verschiedenen Verkehrsarten, Unfallanalysen, barrierefreie Infrastruktur sowie die attraktive Gestaltung von Plätzen und Wegen, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Eine Erkenntnis des Kongresses war, dass das tägliche „zu Fuß“ gehen oftmals selbst bei kurzen Wegen auf der Strecke bleibt.

In dieselbe Richtung ging auch die in 2015 durchgeführte Mobilitätsuntersuchung der Stadt Minden. Sie hatte ergeben, dass die Mindener*innen die Hälfte der Wege unter fünf Kilometer und 40 Prozent der Wege unter zwei Kilometer mit dem PKW zurücklegt. „Hier gibt es ein hohes Potenzial für eine Verkehrswende, denn für diese Wege ist in Minden der Fußmarsch oder die Nutzung des Fahrrades eine gute Alternative zur PKW-Fahrt“, weiß die Verkehrsbehörde. Aus diesem Grund hat die Stadt Minden in ihren strategischen Zielen Formulierungen wie z.B.: der Siedlungsraum wird im Sinne der Stadt der kurzen Wege kompakt entwickelt, der Verkehr wird umweltverträglich abgewickelt und die Stadt Minden verfügt über attraktive Wohngebiete für unterschiedliche Wohnformen, verankert und verfolgt kontinuierlich deren Umsetzung.

„Wir haben bereits mit vielen Prozessen begonnen, die die Nahmobilität fördern und eine umweltverträgliche Verkehrspolitik zum Ziel haben. Sicherlich ist da noch Luft nach oben. Wir sind aber auf einem guten Weg“, unterstreichen die städtischen Verkehrsplaner*innen. Bei der Erstellung von Bebauungsplänen wird beispielsweise darauf geachtet, dass es neben der Zufahrtsstraße zum Baugebiet weitere Fuß- und Radwegeverbindungen zu den umliegenden Straßenzügen gibt. Dadurch werden unter anderem Schulwege oder Wege zum Supermarkt oftmals deutlich verkürzt.

Der Barriereatlas, ebenfalls aus 2015, verfolgt das Ziel, die wichtigen Wegeverbindungen im Innenstadtbereich für alle Einwohner*innen begeh- und befahrbar zu gestalten. Außerdem gibt es in Minden viele Grünzüge, wie in der Nordstadt oder entlang der Bastau, die abseits der Straßen verlaufen und im Alltag ideale Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer sind und zudem noch einen hohen Naherholungswert haben.

Während des zweitägigen Kongresses wurde deutlich, dass ein Umdenken der Verkehrsteilnehmer*innen erforderlich ist, um Probleme, wie das Parken auf Geh- und Radwegen oder das Verkehrschaos vor den Schulen, zu lösen. Hier helfen keine Schilder und keine Markierungen, sondern die Einsicht der Bürger*innen und deren Bereitschaft auch einige Schritte zu Fuß zu gehen. Insgesamt waren rund 400 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland in Berlin, um sich zum Thema Fußverkehr weiterzubilden und auszutauschen.

Weitere Informationen zum 2. Deutschen Fußverkehrskongress sind im Internet unter www.fussverkehrskongress.de zu finden.

Bildnachweis: Stadt Minden/Verkehrsbehörde