Die Abrisse in Petershagen gehen weiter

Die Abrisse in Petershagen gehen weiter

Petershagen/Innenstadt: Mal wieder. Auch der Ortsbürgermeister Schade war ganz überrascht. Seiner Kenntnis nach hat es da keinerlei Diskussion gegeben. Zwar hätte er eine Information erhalten, dass Abrissarbeiten vorgesehen sind, doch dass damit das gesamte Gebäude gemeint war, konnte er sich nicht vorstellen.

Das schöne, ortsbildprägende Gebäude an der Hauptstr. 34 in Petershagen wird gerade abgerissen.
Nachdem dort jahrzehntelang ein Eiscafe betrieben wurde und letztlich der EDEKA – Marktbetreiber Röthemeier den Betreiber in sein Gebäude am Kreisel umgesiedelt hatte, stand das alte Gebäude lange leer und wurde wohl von Röthemeier bzw. seinem Unternehmen später erworben. Das änderte aber nichts am Leerstand, sondern es war zunehmend dem Verfall ausgesetzt. Keinerlei Reparaturen, keine Nutzung. Trotz allem war es noch in einem grundsätzlich guten Zustand. Bis jetzt.

Nun war/ist es aber kein alltägliches Funktions- oder Zweckgebäude, sondern darf wohl als ortsprägend angesehen werden. Es war/ist auch das letzte dieser Bauweise wahrscheinlich aus der Zeit des 19. Jahrhunderts in Petershagen.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Rezeption der Backsteingotik durch die Neugotik (auch: Neogotik) nach den 1860er Jahren eine neue Blüte. Wichtige Architekten dieser Stilrichtung waren z. B. Friedrich August Stüler in Berlin, Carl Boos in Wiesbaden und Simon Loschen in Bremen. Ein bedeutendes Beispiel neugotischen Bauens im Stil der Backsteingotik ist Schinkels Friedrichswerdersche Kirche in Berlin.
Heimatschutzstil in Backstein: Die Glocke in Bremen

Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die sogenannte Heimatschutzarchitektur als Stilrichtung der Architektur in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein, das Bauen mit Backstein frei von neugotischer Verzierung, aber an traditionellen Vorbildern orientiert, neu auf. Villen in diesem Stil prägen den Einfamilienhausbau teilweise bis heute. 1910 errichtete Adalbert Kelm die Marineschule Mürwik, bei der er den Stil der Backsteingotik noch einmal aufgriff.[21] Der Architekt Paul Ziegler, der an der Entwurfsplanung beteiligt war, erhielt danach eine Anstellung als Magistratsbaurat in Flensburg und widmete sich mit seinem Werk kurz darauf jedoch ebenfalls schon der neuen Heimatschutzarchitektur.

Die expressionistische Architektur der 1920er Jahre, insbesondere dessen Sonderform des Backsteinexpressionismus, bezog sich immer wieder auf die Formenvokabulare, Volumina und Gestaltungsmittel der Backsteingotik. Beispiele unter vielen sind etwa das Ullsteinhaus oder das Umspannwerk Humboldt in Berlin sowie das Anzeiger-Hochhaus in Hannover und die Martin-Luther-Kirche in Ulm.
Quelle: ‚Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Backsteingotik

Dabei ließe sich aus solch einem Gebäude eine hervorragende Nutzung machen. Insbesondere da es in einem Fördergebiet liegt, sind Steuerabschreibungen ähnlich dem Denkmalschutz von ca. 10 Prozent pro Jahr über 9 Jahre möglich. Also finanziell nicht uninteressant für einen einkommensstarken Bürger.

Es besteht zwar eine grungesetzliche Verpflichtung: Artikel 14: Absatz 2: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen, aber wen interessiert das schon, wenn die Stadt Petershagen selbst keinerlei Interesse hat an der Erhaltung und Sicherstellung eines schönen Ortsbildes.
Da können die Leute doch nach Hameln oder Rinteln fahren, wenn sie schöne Innenstadte sehen wollen. Dort wird auf die Erhaltung Wert gelegt.

Da drängt sich doch mal wieder die Frage auf, warum passiert das Alles so in Petershagen und wem nutzt das?

Weiteres zu dem Thema demnächst an dieser Stelle. Fragen sind an den Bürgermeister und die Fraktionen gerichtet.