Spätestens seit Wirtschaftswundertagen ist der Fernseher aus deutschen Wohnhäusern nicht mehr wegzudenken.
Die Welt kam durch den klobigen Holzkasten in die Wohnzimmer. Ob nun die pompöse Krönungszeremonie der Queen im Jahre 1953 oder das Wunder von Bern 1954. Auch wenn man nicht vor Ort war, konnte man nun Live dabei sein. Zwar konnte sich die Flimmerkiste zu Anfang nur langsam etablieren, was sicherlich auch dem damals hohen Preis geschuldet war, doch sorgte die steigende Anzahl populärer Fernsehsendungen zügig dafür, dass man sich dem Medium kaum mehr entziehen konnte. Fury und Bonanza waren in den frühen 1960er Jahren wahre Gassenhauer, die Jung und Alt gleichermaßen vor die Mattscheibe zog. Einzig Wetten Dass..? hatte mehr als 20 Jahre später in den 1980er Jahren eine ähnliche Wirkung.
Mechanisches Fernsehen und Willys Knopf
Während die Programmvielfalt um 1984 mit dem Start der ersten Privatsender sprunghaft anstieg blieb doch das technische Grundkonzept des Fernsehers über viele Jahre nahezu unangetastet. Die erste Erfindung, die den Grundstein für das moderne TV legte, geht auf Paul Nipkow zurück, der 1883 das elektrische Teleskop erfand. Diese auch als „Mechanisches Fernsehen“ bezeichnete Erfindung hatte freilich noch sehr wenig mit dem liebgewonnenen Kasten zu tun, der uns durch unzählige triste Stunden ein Gefährte war. Dieser geht auf Manfred von Ardenne zurück, der 1930 mittels der braunschen Kathodenstrahlröhre die erste vollelektronische Fernübertragung bewerkstelligte. Ein beispielloser Siegeszug der Technik begann, der 1939 zwar durch den zweiten Weltkrieg gebremst, aber ab 1952 wieder vehement Fahrt aufnahm. Dass das Bild oftmals schwammig und das Programm nur in Schwarz und Weiß dem Zuschauer vorgesetzt wurde, änderte sich erst 1967, als Willy Brandt durch den symbolischen Druck auf einen Einschaltknopf das traurige Grau durch strahlende Farben ersetzte. Dass ein voreiliger Techniker die Farbe schon Sekunden bevor Willy den Knopf gedrückt hatte in die Wohnzimmer brachte, ist heute nur noch eine Randnotiz in der Fernsehgeschichte. Mal ganz davon abgesehen, dass der Großteil der deutschen Fernsehbevölkerung von diesem Meilenstein der Television keinen Nutzen ziehen konnte – um Farbfernsehen genießen zu können, war selbstverständlich der Kauf eines neuen Gerätes mit Farbbildröhre von Nöten.
Der Sprung in die Digitalität
Die nächste große Innovation hielt ab 1975 Einzug in die Wohnstuben. Erst kabelgebunden, dann durch infrarotes Licht, stellte die Fernbedienung den
direkten Kontakt zwischen Fernseher und fern Seher her. Die Couch wurde zum Kommandostand für zahllose Stunden Unterhaltung aus aller Welt und ebnete den Weg für das im 21. Jahrhundert so beliebte „Zapping“. Danach wurde es ruhig um das Fernsehgerät. Der VHS-Videorekorder setzte sich gegen Betamax durch; Satelliten- und Kabelfernsehen kamen auf den Plan aber der Fernseher an sich blieb weitgehend unangetastet. Klar wurde die Bildqualität stetig verbessert, 100Hz-Technik sei Dank. Aber die Flimmerkiste blieb Flimmerkiste bis um 2005 der Siegeszug des digitalen Flachbildfernsehers begann. Bereits in den 1990er Jahren wurde der Weg in die Digitalisierung bereitet. Der „Digital Video Broadcast“ (DVB) ist mittlerweile Standard in Deutschland. Seit 2003 ist beispielsweise das analoge Antennensignal abgeschaltet. Im April 2012 folgte das analoge Satellitensignal. Wer nicht ins Schwarze sehen wollte, musste in digitale Empfangstechnik investieren. Entweder in DVB-T oder DVB-S. Kabelkunden hatten sich mit DVB-C –Receivern zu arrangieren. Natürlich brachten die neuen Geräte auch neue Möglichkeiten. Ab 2008 strahlten einige Sender ihr Programm hochauflösend in HD aus. Auf einem Flachbildfernseher ließ sich so ungekannte Bildschärfe und Klarheit bewundern.
Keine Zukunft ohne Portemonnaie
Und was bringt die Zukunft? Der Gerätewechsel ist nahezu vollzogen. Wer heute ein neues Fernsehgerät benötigt, kann sich nur noch für einen Flachbildfernseher entscheiden. Die neusten Geräte, 3D-fähig und unfassbar schmal, lassen sich nun leicht mit dem Internet verbinden. Genau dort scheint die Zukunft des Fernsehens zu liegen. Glaubt man den Medienexperten, so ist das bei der gedruckten Tageszeitung nicht anders. Das Schlagwort der vernetzten neuen Fernsehwelt ist IP-TV. Geräte können per LAN oder WLAN mit dem Internet verbunden werden und der geneigte Zuschauer hat nun die Möglichkeit, sein eigenes Programm zusammenzustellen. Angebote, wie beispielweise Maxdome oder die ZDF-Mediathek bieten diesen Service schon heute an. Ein weiterer Ausbau der Möglichkeiten ist zurzeit in Arbeit. Bedauerlicherweise wird ein Großteil der digitalen Fernsehzukunft kostenpflichtig sein. Kunden, die die Privatsender hochauflösend in HD ansehen wollen, können dies nicht ohne teure Zusatzmodule zum Freischalten bewerkstelligen. So bleibt unterm Strich zu sagen, dass der Fernseher nun zwar schmaler gebaut und ein echtes Designobjekt im heimischen Wohnzimmer, der Küche oder dem Schlafzimmer geworden ist; aber trotz aller Bildqualität ein Stückchen seines alten klobigen Charmes eingebüßt hat. Das Internet ist sicher nicht der Heilsbringer für den es viele Medienvertreter halten und was die Bundesbürger von Bezahlfernsehen halten, hat Premiere (heute Sky Deutschland) am eigenen Firmenkapital erfahren müssen. Prognosen sind immer eine schwierige Sache. Was aber gesichert gesagt werden kann: Das Fernsehen, klobig, flach oder sogar noch flacher, wird uns auch in vielen Jahren noch so manche triste Stunde erhellen.