Daniela Giannone zur neuen Ersten Beigeordneten gewählt

Daniela Giannone neue Ersten Beigeordnete
Gratulation nach der Wahl im Rat – rechts Bürgermeister Michael Jäcke (© Pressestelle der Stadt Minden)

Minden. Mit einer deutlichen Mehrheit ist die 45-jährige Daniela Giannone am 20. Februar 2025 zur neuen Ersten Beigeordneten der Stadt Minden gewählt worden. Zwei Drittel – das waren 32 der 48 der anwesenden Ratsmitglieder – stimmten für die gebürtige Mindenerin, die seit knapp drei Jahren wieder in der Nachbarkommune Petershagen wohnt und derzeit noch als Fachbereichsleiterin für Zuwanderung und Integration bei der Region Hannover arbeitet. Die Wahl erfolgte auf Antrag einer Fraktion in geheimer Abstimmung. „Ich bin überwältigt und freue mich sehr, in meiner Heimatstadt tätig sein zu können“, sagte Giannone nach der Wahl und bedankte sich für das Vertrauen. Sie wolle eine Erste Beigeordnete für die gesamte Stadtgesellschaft sein. Vor der Wahl hatte sich die Bewerberin dem Rat vorgestellt und Schwerpunkte benannt, die sie in ihrer Amtszeit angehen beziehungsweise umsetzten möchte.

Giannone folgt auf den Ende August 2024 ausgeschiedenen Ersten Beigeordneten Peter Kienzle, der sich nach 24 Jahren im Amt nicht erneut zur Wahl gestellt hatte. Die Volljuristin ist in den nächsten acht Jahren für den größten Geschäftskreis der Stadtverwaltung mit rund 400 Beschäftigten verantwortlich. Dieser umfasst die Bereiche Bürgerdienste, Recht, Sicherheit und Ordnung, Soziales und Jugend. In der Zeit der nichtbesetzten Beigeordneten-Stelle, seit dem 1. September 2024 und bis zum Antritt der jetzt gewählten Beigeordneten, trägt Bürgermeister Michael Jäcke die Verantwortung für den Geschäftskreis.

Giannone bringt für nahezu alle Themenbereiche zum Teil auch langjährige Erfahrungen mit. Seit mehr als 16 Jahren arbeite sie in den Bereichen Innere Sicherheit, Krisenmanagement, Migration und Integration, fasste sie in ihrer Vorstellung vor der Stadtverordnetenversammlung zusammen. Sie habe zudem über viele Ebenen Verwaltungsmanagement kennengelernt und trage seit längerem auch Führungsverantwortung.

Die Volljuristin wurde 1979 in Minden geboren. Zwölf Jahre ihrer Kindheit und Jugend verbrachte sie im Stadtbezirk Minderheide bis ihre Eltern nach Petershagen umzogen. Das Abitur absolvierte sie am städtischen Gymnasium in Petershagen. Das anschließende Studium der Rechtswissenschaften führte sie nach Trier und Padua/Italien. Nach dem ersten Staatsexamen absolvierte Giannone den juristischen Vorbereitungsdienst in Hessen und Nordrhein-Westfalen (NRW). Ihre Laufbahn begann sie nach dem zweiten Staatsexamen als Volljuristin im NRW-Landesdienst. Stationen waren hier die Bezirksregierung Düsseldorf, das Landeskriminalamt und von 2013 bis 2018 die Vertretung des Landes NRW bei der Europäischen Union in Brüssel – dort als Leiterin der Fachpolitik für Inneres und Sport.

2018 wechselte sie in das Ministerium des Innern in Düsseldorf. Vier Jahre arbeitetet sie dort als Referentin und Regierungsdirektorin in der Abteilung für Gefahrenabwehr. Ihr Schwerpunkt waren grenzüberschreitende Projekte im Katastrophenschutz. Dann kam die Pandemie und die Entscheidung, wieder näher an die Familie in Petershagen heranzurücken. Im Jahr 2022 wechselte Giannone zur Bezirksregierung nach Detmold. Hier war sie als Dezernentin im Bereich Flüchtlingsbetreuung eingesetzt. Seit Oktober 2023 schließlich ist sie Leiterin des Fachbereiches Zuwanderung und Integration bei der Region Hannover. Dort trägt sie die Verantwortung für 140 Mitarbeitende.

In zwei Jahren gelang es nach eigener Aussage, Digitalisierungeprojekte anzustoßen und Kooperationsprojekte zu initiieren. Durch Umstrukturierungen – eine neue Stabstelle wurde gegründet – konnte die Anzahl der Einbürgerungen in der Region Hannover nahezu verdoppelt werden. Von noch zu führenden Gesprächen mit ihrem jetzigen Arbeitgeber sei es abhängig, wann genau sie in Minden anfangen könne, sagte Giannone am Rande der Ratssitzung.

In ihrer Rede vor der Stadtverordnetenversammlung strich Giannone heraus, dass sie die soziale Teilhabe in Minden stärken, sich für die ausreichende Versorgung mit Kita-Plätzen sowie für frühkindliche Bildung einsetzen und auch Angebote für ältere Menschen und für Menschen mit Handicaps ausbauen wolle. Wichtig sei ihr – mit Bezug auf den demografischen Wandel – auch Familien mit Kindern gerecht zu werden und die Stadtteile mit vielen armutsgefährdeten Menschen im Blick zu haben, so Giannone weiter. Auch wolle sie den Bürgerservice noch bürgerfreundlicher gestalten, die digitalen Angebote ausweiten und Antragsprozesse beschleunigen.

Ein Thema, das sie ebefalls bewege, sei die Stärkung von Sicherheit und Ordnung. So habe sich auch in Minden das Sicherheitsempfinden vor allem in der Innenstadt verändert, weiß Giannone. Kommunale Präventionsprogramme könnten ausgebaut und die gute Zusammenarbeit mit lokalen Sicherheitspartnern noch weiter ausgebaut werden. Auch sollte über die Einführung eines kommunalen Ordnungsdienstes nachgedacht werden, sind weitere Vorschläge die die 45-Jährige machte. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch eine stärkere Kooperation mit der Polizei sowie mit der Sozial und Jugendarbeit.

Als Mensch mit internationaler Zuwanderungsgeschichte sei ihr das Thema Integration besonders wichtig, machte die Bewerberin deutlich. Die Zusammensetzung der Bevölkerung in Minden sei divers, die Gesellschaft vielfältig. In Minden lebten viele geflüchtete Menschen, die hier ein sicheres Zuhause gefunden hätten. Diese gelte es über innovative Programme und Handlungskonzepte zur Föderung von Integration und interkulturellem Dialog zu stärken – soweit dieses aufgrund der angespannten Haushaltslage möglich sei, so Daniela Giannone. Mit den rund 400 Mitarbeitenden in ihrem Geschäftskreis wolle sie künftig in einem regen Austausch stehen und stets transparente Entscheidungen treffen.

Sie stehe für eine wertschätzende Führungskultur und eine gute, verbindliche Kommunikation. Sie wolle die zukünftige Entwicklung Mindens aktiv mitgestalten – mit dem Rat, der Verwaltung und den Bürger*innen, streicht Daniela Giannone abschließend heraus, was mit einem längeren Applaus der meisten Ratsmitglieder und der Zuschauenden bedacht wurde. Die Vorstellung überzeugte schließlich die Mehrheit der Stadtverordneten, die Giannone abschließend wählten. Beschlossen wurde im Anschluss vom Rat auch die Dauer der Wahlperiode (acht Jahre) und die Beamtenbesoldung (B 4) sowie die Bereiche des Giannone zugeordneten Geschäftskreises.

Noch in der Amtszeit des Vorgängers Peter Kienzle – im Sommer 2024 – brachte die Stadt Minden das Stellenausschreibungsverfahren unter Begleitung eines Beratungsunternehmens auf den Weg. 16 Bewerbungen gingen ein. Sieben Kandidat*innen erfüllten die Kriterien des Anforderungsprofils. Mit diesen wurden von Fachleuten der beauftragten Beratungsfirma Gespräche geführt. Drei Bewerber*innen wurden danach ausgewählt, zwei stellten sich nach einem Rückzug eines Kandidaten schließlich in zwei Terminen der politisch besetzten Stellenbesetzungskommission (Assessment-Center-Verfahren) vor. Für die beiden verbliebenen Kandidatinnen gab es schließlich die Empfehlung, sich Ende November im Haupt- und Finanzausschuss in nichtöffentlicher Sitzung vorzustellen. Eine Kandidatin zog danach ihre Bewerbung zurück, so dass Daniela Giannone sich nun am 20. Februar dem Rat vorstellen konnte und auch gewählt wurde.