Minden. Die Obere Altstadt bildete den Schwerpunkt einer Exkursion, die das Netzwerk Innenstadt NRW in der vergangenen Woche auch nach Minden führte. Unter dem Titel „Bildung öffnet Welten – Stadt bietet Räume“ informierte sich die 26-köpfige Delegation unter anderem über anstehende Projekte im Simeonsquartier und über den außerschulischen Lernort Eine-Welt-Dorf. Kinder und Jugendliche der Projektgruppe „Hier bin ich zu Hause“ aus unterschiedlichen Nationen füllten das Dorf eindrucksvoll mit Leben. So konnten die Mitglieder der Exkursion unter der Leitung von Monika Syska (Münster) miterleben, wie Lehmsteine und Nisthilfen hergestellt wurden.
Minden war die dritte Station der Fahrt, die zunächst nach Bielefeld zum umgestalteten Kesselbrink und zur VHS in der Ravensberger Spinnerei sowie anschließend nach Herford führte – hier wurde eine Konversionsfläche ehemaliger britischer Kasernen besucht. Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz, begrüßte die Gruppe in der Rathauslaube aus dem 13. Jahrhundert. Er stellte die historische Bedeutung Mindens, aber auch das große ehrenamtliche Engagement der Mindener Bürger/innen und Bürger für die angesteuerten Projekte in der Oberen Altstadt heraus.
Dazu gehören die „Offene Kirche St. Simeonis“, die Pfarrer Andreas Brügmann vorstellte, die Entwicklung des Simeonsquartiers mit dem Leuchtturmprojekt St. Simeonis, das Projektentwicklerin Sabine Hauptmeier erläuterte, sowie das gestartete Street-Art-Projekt von Katja Sonntag (Weltladen), die geplante Pilgerherberge an der Königstraße von Friedrich Kasten und auch das Eine-Welt-Dorf, durch das Heide Horstmann und Birgit Schwenker (Friedenswoche) führten. Das Bildungszentrum Weingarten mit den geplanten Kooperationen zwischen Stadtbibliothek und VHS sowie der Juxbude und dem Ratsgymnasium stellten die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, Regina-Dolores Stieler-Hinz, und Bildungsplaner Philipp Knappmeyer vor.
Die Delegation sei beeindruckt von den Projekten und auch dem vielen Grün in der Altstadt gewesen. Eine Teilnehmerin lobte die „gelungene Symbiose zwischen Stadtentwicklung und Bildung“, berichtet Sabine Hauptmeier nach dem Besuch. Die Projektentwicklerin hatte sich während der jüngsten Jahrestagung des Netzwerkes aktiv für den Besuch Mindens im Rahmen der Exkursion eingesetzt. „Der Begriff Simeonsquartier leitet sich aus dem Leuchtturmprojekt ab. Es soll sich weiter als spannender und lebendiger Ort der Begegnung entwickeln“, so die Diplom-Ingenieurin. Aus diesem Grund sei die Wahl auf die Vorstellung dieses Quartiers gefallen.
Das am Ende des rund zweistündigen Rundgangs besuchte Eine-Welt-Dorf (kurz EWD) ist ein außerschulischer Lernort und ein Projektgelände zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und ein interkulturelles Bau- und Kunstprojekt der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden e.V. Die Leitidee lautet: „Mit allen für Eine Welt für alle“. Das Eine-Welt-Dorf wurde ab 2002 von mehr als 800 Schülerinnen und Schülern aus 13 Mindener Schulen aufgebaut. Es ist bundesweit einmalig und hat schon viele Auszeichnungen und Preise erhalten. Das Dorf wurde als „Offizielles Projekt der Dekade der Vereinten Nationen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.
Mit Projekthäusern aus aller Welt, Lehmbackofen, Wasserspielplatz und einem Feuchtbiotop soll das Eine-Welt-Dorf dazu beitragen, ganzheitliches und partnerschaftliches Lernen zu fördern, mehr Verständnis für andere Kulturen und globale Zusammenhänge zu entwickeln sowie Verantwortung für Natur und Umwelt zu übernehmen. Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Vereinen und Initiativen, Schulen und Kindergärten, Jugendhäusern sowie verschiedenen Bildungsträgern. Das Dorf wird auch für Projekttage sowie für Veranstaltungen im kulturellen Bereich gerne genutzt. Das aktuelle Projekt in Zusammenarbeit mit den Internationalen Klassen (Flüchtlingskinder) und verschiedenen Schulen der Stadt Minden trägt den Titel „Hier bin ich zu Hause“.
Das Netzwerk Innenstadt NRW legt dieses Jahr ein besonderes Augenmerk auf das Spannungsverhältnis zwischen Stadtentwicklung und Bildung. Sowohl bedarfsorientierte Bildungsangebote als auch die verschiedenen Lernorte seien „Fundamente für die Begegnung von Menschen“. Öffentliche Stadt- und Freiräume rücken dabei in den Fokus und spielen in der Wissensvermittlung eine zunehmende Rolle. „Es gilt die stadträumlichen Potentiale stärker zu nutzen“, so das Netzwerk, das 2008 als freiwillige Arbeitsgemeinschaft von nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden ins Leben gerufen worden ist. Es ist für alle Kommunen des Landes Nordrhein-Westfalen offen. Die Geschäftsstelle mit Sitz in Münster steht als Dienstleister für die Steuerung des Netzwerks an der Schnittstelle zwischen den Mitgliedern, dem Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr sowie allen Kommunen und institutionellen Innenstadtakteuren in Nordrhein-Westfalen. Ziel ist die Sicherung und Entwicklung zukunftsfähiger und attraktiver Innenstädte sowie Ortskerne in Nordrhein-Westfalen.