Minden. Kinder und Jugendliche sollen mehr in Bewegung kommen und Spaß am Sport haben, sagt Johannes Blome. Der Sportwissenschaftler kümmert sich seit Sommer 2019 im Sportbüro der Stadt Minden um das Projekt „Bewegung im Quartier“. Dahinter versteckt sich ein neues Format, das Mädchen und Jungen im Alter von null bis 18 Jahre für Bewegung begeistern soll. Die jährlichen sportmotorischen Tests in den 2. Klassen zeigen, dass die Ergebnisse unter dem Durschnitt liegen und da soll sich etwas ändern, erklärt Nina Renner, Bereichsleiterin Kultur und Sport. Konzentriert wird sich aus dem Grund während der dreijährigen Projektdauer auf die Stadtbezirke Rodenbeck und Rechtes Weserufer. Insgesamt stehen dafür 192.000 Euro zur Verfügung. Finanziert wird das Ganze von der AOK Rheinland-Hamburg und der Techniker Krankenkasse.
Am Ende ist es wichtig, Spaß am Sport rüber zu bringen. Vielleicht fahren die Kinder und Jugendlichen mit dem Rad zur Schule, spielen nachmittags mit anderen auf dem Bolzplatz oder sind sogar in einen Sportverein aktiv, beschreibt Blome Ziele des Projektes. Es kann auch sein, dass sich Jugendliche dazu bereit erklären einen eigenen Kurs anzubieten. „Es kommt darauf an Impulse zu setzen und zu zeigen, was alles möglich ist“, so Blome.
Ein wesentlicher Faktor dabei sind die Eltern. Sie haben jetzt mit Johannes Blome einen Ansprechpartner, der einen Überblick über Sportangebote im Quartier hat. Er bietet am Februar eine Sprechstunde an, bei der Fragen rund um das Thema Bewegung gestellt werden können. Dienstags ist er in Rodenbeck (Zehlendorfer Weg 2-4, 32429 Minden) und donnerstags auf der Rechten Weserseite (Am Exerzierplatz 7, 32423 Minden), jeweils von 15 Uhr bis 17 Uhr.
„Als ich angefangen habe, musste ich mir erstmal einen Überblick über die bereits vorhandenen Sport- und Bewegungsangebote machen. In der sogenannten Analysephase ging es darum zu wissen, wer in den Quartieren mit Bewegung zu tun hat und mein Projekt unterstützen kann. Das können beispielsweise die Kitas, die Grundschulen, die Jugendhäuser, das Quartiersmanagement, die Ortsvorsteher*innen oder Kirchen sein“, erklärt der 30-Jährige. Dabei geholfen haben Zahlen und Daten aus den Quartieren. Dabei stellte sich heraus, dass junge Erwachsene nicht so häufig in einem Sportverein angemeldet sind. Das liegt unter andrem daran, dass es kaum gewachsene Vereinsstrukturen und insbesondere Kinder- und Jugendabteilungen in den beiden Quartieren gibt, erklärt Nina Renner.
Johannes Blome stemmt das Projekt aber nicht ganz allein – dafür gibt es die Steuerungsgruppen. Das sind Multiplikatoren, also Akteure aus den beiden Quartieren, die von Beginn an mit an Bord sind. Sie diskutieren über konkrete Aktionen oder Angebote und kennen sich mit Bewegung aus. „Ich habe beispielsweise einen Übungsleiter der offenen Turnhalle in Rodenbeck angesprochen und gefragt, ob er bei der Gruppe mitmachen will“, sagt Blome. Neben Jugendlichen sind ein*e Mitarbeiter des Jugendhauses, ein*e Sportlehrer*in, Erzieherinnen und Bewohner*innen des Quartiers dabei.
Durch Befragungen von Eltern in mehreren Kitas ist beispielsweise herausgekommen, dass ein allgemeiner Bewegungsmix in Kombination mit Musik und Tanz bei vielen Eltern hoch im Kurs steht. Beim Jugendhearing auf der Rechten Weserseite (17. Januar) standen ein Fußballkäfig oder ein Boxangebot hoch im Kurs. „Mir ist wichtig, dass die Angebote niedrigschwellig und in offener Form für alle Kinder zugänglich sind“.