Hannover. Die Eilenriede ist seit 650 Jahren Hannovers Stadtwald. Im Jahr 1371 erhielten die Bürger*innen der heutigen Landeshauptstadt durch die Herzöge Wenzeslaus und Albrecht die Nutzungsrechte. Dieses Jubiläum wird die Stadt in diesem Jahr auf verschiedene Weise würdigen. So werden die 27 wichtigsten Daten des Stadtwaldes entlang des Walther-Meyer-Wegs in der südlichen Eilenriede, Stadtteil Kleefeld, mit besonders gestalteten Informationstafeln präsentiert. Zudem hat die Stadtverwaltung ein kleines Programm erarbeitet, das – je nach Corona-Lage – von Mai bis Oktober zu 50 Veranstaltungen, vor allem Führungen, bietet.
„Die Eilenriede ist untrennbar mit Hannover verbunden und zweifelsfrei ein wichtiger Ort für alle Einwohner*innen dieser Stadt. Wir blicken auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück, die mittels der kleinen Zeitreise im Kleefelder Teil des Waldes sehr schön wiedergegeben wird. Ich bin sicher, dass dieses Angebot gut angenommen und auch vielen alteingesessenen Einwohner*innen noch neue Einblicke bringen wird“, sagte Hannovers Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette bei der heutigen Präsentation des Informationspfades.
Zeitreise in der südlichen Eilenriede
Neue grüne Markierungen und Zahlen sowie aufgestellte Baumstämme in der südlichen Eilenriede nehmen die Passant*innen mit auf eine Zeitreise: 27 Informationstafeln sind auf einer Länge von knapp 500 Metern entlang des Walther-Meyer-Wegs aufgestellt und an Stammabschnitten befestigt worden, die von abgestorbenen Bäumen des vergangenen Jahres stammen. Sie vermitteln kurz, wie sich die Sichtweise auf den Wald, der bereits 1333 erstmals urkundlich erwähnt wurde, sowie die Nutzungsansprüche verändert haben. Anfänglich wurde der feuchte Wald gemieden und erwies sich als ungeeignet für den Siedlungsbau, bald schon avancierte er zum wichtigen Rohstofflieferanten und zum Ort der Viehweide. Später wurde die Eilenriede zum mystischen Sehnsuchtsort verklärt und in Teilen parkartig gestaltet. Heute sind die Ansprüche an den Stadtwald höher denn je: Als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten mitten in einer Großstadt erfüllt er eine wichtige Rolle für den Naturschutz. Gleichzeitig ist er das zentrale Naherholungsgebiet der Stadt und erfreut sich größter Beliebtheit bei Erholungssuchenden und Freizeitsportler*innen.
Spaziergänger*innen am Walther-Meyer-Weg erfahren konkret, dass der anfangs 465 Hektar große Wald schon sehr bald nach der Schenkung durch den Bau von Landwehren und Warttürmen vor feindlichen Truppen, aber auch vor dem damals verbreiteten Holzdiebstahl geschützt werden musste. Die Holzentnahme zieht sich wie ein „roter Faden“ durch die Geschichte des Stadtwaldes und findet einen letzten traurigen Höhepunkt noch nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als die vom Krieg gebeutelten Menschen dringend Feuerholz zum Überleben benötigten.
Demgegenüber stehen zahlreiche Walderweiterungen und Neupflanzungen: Vor allem bis 1646 wurde der Stadtwald um mehr als 150 Hektar vergrößert. Die jüngsten Veränderungen sind noch ganz frisch: Im gerade vergangenen März wurden rund 2.000 junge Eichen in der Eilenriede eingepflanzt. Teil der wechselvollen Geschichte des Waldes sind aber auch die vergangenen drei Trockenjahre. Die Klimaextreme führten zu schweren Schäden. Vor allem alte Buchen sind im Zuge der Dürre abgestorben.
Die Informationstafeln gehen aber nicht nur auf forstliche und geografische Aspekte ein: Auch besondere Anlagen und Ereignisse, wie die Entstehung des Rasenlabyrinths, das so genannte „Rad“, die historischen „Eilenriederennen“ für Motorräder und die Untaten des berüchtigten Räubers Jasper Hanebuth finden Erwähnung. Ebenso wie die letzte große Zäsur des Waldes, als der Bau der Schnellwege um Hannover herum eine Schneise durch die Eilenriede schlug und, nach heftigen Bürger*innenprotesten, die Gründung des Eilenriedebeirats nach sich zog.
Jubiläumsprogramm
Im Jubiläumsjahr 2021 werden aber nicht nur historische Daten der Eilenriede vermittelt und präsentiert. Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün hat darüber hinaus, in Kooperation mit dem Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro der Landeshauptstadt, ein kleines Veranstaltungsprogramm entwickelt. Mit rund 50 Angeboten von Mai bis Oktober wird, vor allem im Rahmen von Führungen, der Stadtwald als vielfältiger Umweltbildungsort vorgestellt. Das Programm enthält Führungen zu Baumarten ebenso wie Spaziergänge zur Bau- und Kulturgeschichte und literarische Exkursionen und Lesungen. Es gibt Angebote zum Waldgesundheitstraining und zum Tanzen im Rasenlabyrinth, aber auch die Möglichkeit, essbare Wildkräuter zu entdecken oder sich über Vögel und Fledermäuse zu informieren.
Das Programm „650 Jahre Eilenriede – Entdeckungen in Hannovers Stadtwald“ liegt ab sofort im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün (Arndtstraße 1) und in der Waldstation Eilenriede (Kleestraße 82) zur kostenlosen Mitnahme aus und kann von der Internetseite www.hannover.de/650-jahre-eilenriede heruntergeladen werden. Die Angebote finden unter strengen Teilnahmebegrenzungen und Hygienemaßnahmen nur dann statt, wenn es die jeweils geltende Corona-Verordnung beziehungsweise die Inzidenzwerte ermöglichen. Aktuelle Informationen und gegebenenfalls Absagen von Veranstaltungen werden laufend auf der genannten Internetseite veröffentlicht. Darüber hinaus informiert die neue Internetseite auch über weitere Themen zum Jubiläum „650 Jahre Eilenriede“. Auch die Chronologie „Auf Zeitreise in der Eilenriede“ kann dort, als blätterbare PDF-Broschüre, heruntergeladen werden.