Anne Gemeinhardt wird neue Direktorin der Museen für Kulturgeschichte

Anne Gemeinhardt
Anne Gemeinhardt. Quelle: Uwe Dettmar

Hannover. Die Historikerin und Kuratorin Anne Gemeinhardt wird als Direktorin der Museen für Kulturgeschichte die Nachfolge von Prof. Dr. Thomas Schwark als Direktor antreten, der Ende März in den Ruhestand geht. Die Nachfolge wurde am 25. Januar 2023 vom Organisations- und Personalausschuss mehrheitlich beschlossen. Die Politik folgte damit dem Vorschlag der Auswahlkommission aus Vertreter*innen der Stadtverwaltung und externen Berater*innen. Anne Gemeinhardt überzeuge mit hohen wissenschaftlichen Kompetenzen und Managementqualitäten, lautet das einmütige Urteil der Kommission. „Mit Anne Gemeinhardt haben wir eine Direktorin gewinnen können, die den anstehenden Generationswechsel der Museen für Kulturgeschichte Hannover erfolgreich gestalten wird und neben ihrer wissenschaftlichen Kompetenz zudem mit Schwerpunkten in der Museumsdidaktik und Vermittlung sowie Inklusion überzeugt hat“, sagt Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf.

Anne Gemeinhardt, geboren am 20. Mai 1981, aufgewachsen in Saarlouis, leitet seit Januar 2013 den Bereich Bildung und Vermittlung des Historischen Museums Frankfurt. Mit dem Wechsel nach Hannover übernimmt sie als Teil der Museen für Kulturgeschichte mit dem Historischen Museum Hannover nicht nur eines der größten Geschichtsmuseen Deutschlands, sondern ein Haus, das ebenso wie das Museum August Kestner vor umfangreichen Sanierungsmaßnahmen steht. Auch das Museum Schloss Herrenhausen und das neue Sammlungszentrum gehören künftig in ihren Verantwortungsbereich. „Auf das Historische Museum und das Museum August Kestner kommen sanierungsbedingt längere Schließzeiten zu. Wir sind froh, in Anne Gemeinhardt jemanden gefunden zu haben, die für innovative Formate und eine Öffnung des Museums in den öffentlichen Raum steht. Das kann zu spannenden Synergien führen“, sagt Inga Samii, Fachbereichsleiterin Kultur.

Gemeinhardt, die am 1. Juni die Stelle bei der Landeshauptstadt Hannover antritt, studierte Europäische Kulturgeschichte mit Neuerer und Neuester Geschichte, Kunstgeschichte und Französische Literaturwissenschaft in Augsburg und Lyon sowie Neuere und Neueste Geschichte (Schwerpunkt Jüdische Geschichte und Kultur) mit Didaktik der Geschichte und Kunstgeschichte in München und schloss das Studium dort Anfang 2009 mit einem Magister Artium ab. Während ihres Studiums absolvierte sie Stationen als Praktikantin, freie wissenschaftliche und pädagogische Mitarbeiterin an verschiedenen Museen, Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen. Von 2006 bis 2010 war Gemeinhardt freie pädagogische Mitarbeiterin im Max Mannheimer Studienzentrum und der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ab 2009 folgte ein wissenschaftliches Volontariat am Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt am Main, anschließend arbeitete sie dort als freie Mitarbeiterin in der Vermittlung. 2011/2012 war Gemeinhardt wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fritz Bauer Institut/Jüdisches Museum Frankfurt im Rahmen der Neukonzeption des Jüdischen Museums, bevor sie an das Historische Museum Frankfurt wechselte, das sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befand. Sie ist Absolventin des Weiterbildungs- und Netzwerkprogramms „Museion21 Die Museumsakademie“ für angehende und amtierende Museumsdirektor*innen der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

Eine Auswahl ihrer Projekte umfasst 2009/2010 die Sonderausstellung „Ausgerechnet Deutschland? Jüdisch-russische Einwanderung nach Deutschland seit 1989“, Jüdisches Museum Frankfurt, als Ko-Kuratorin, und verantwortlich für die Museumsdidaktik und Vermittlung sowie 2013-2017 die Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“, Historisches Museum Frankfurt, wo sie das didaktische Konzept und die Redaktion sämtlicher Ausstellungstexte verantwortete und einzelne Bereiche kuratierte. Das von ihr angestoßene und geleitete Projekt „Das inklusive Museum“, 2014 bis heute, Historisches Museum Frankfurt, mit der Konzeption eines inklusiven Leitbildes wurde 2018 mit dem Hessischen Staatspreis für universelles Design ausgezeichnet. Von 2020 bis 2022 hatte sie die kuratorische und Projektleitung der Sonderausstellung „Eine Stadt macht mit – Frankfurt und der NS“ im Historischen Museum Frankfurt inne.