Berlin. Aktive des Bündnisses „Umfairteilen – Reichtum besteuern“ verteilen am vergangenen Samstag und den folgenden Tagen in mehr als 100 Städten – darunter Berlin, Hamburg, Bremen, Köln, Leipzig, München und Stuttgart – kostenlose Zeitungen, die der „Bild“ täuschend ähneln. Erst der zweite Blick macht klar: Aus der Bild wurde die BALD. Und statt Meldungen von gestern verkündet die BALD Nachrichten aus einer sozialeren Zukunft: „Endlich Gerechtigkeit! Reichensteuer kommt!“, lautet die Schlagzeile auf Seite eins, als Erscheinungsdatum ist der 1. April 2015 angegeben.
Wenige Tage zuvor – so die Grundannahme der BALD – hat die Politik die Entscheidung für eine Vermögensteuer sowie eine einmalige, europaweit koordinierte Vermögensabgabe getroffen. Etwa 200.000 Exemplare der Zukunftszeitung wollen die Aktivisten bundesweit unter die Menschen bringen.
Unter der Überschrift „Schluss mit der Angst“ berichtet ein Bürgermeister aus dem Ruhrgebiet über die großen Hoffnungen, die die neuen Steuereinnahmen wecken. Von Krankenhäusern und Schulen ist zu lesen, die endlich besser ausgestattet werden und von Theatern, die keine Schließung mehr befürchten müssen. Selbstverständlich fehlen auch in der BALD weder ein Horoskop, noch Rätsel und Kurznachrichten. Erst auf der vierten und letzten Seite erklären sich die Herausgeber: Die BALD soll Lust machen auf Engagement für eine gerechtere Verteilung von Reichtum.
„Wir haben die Nachrichten verfasst, die wir in einem Jahr lesen wollen – über konkrete Verbesserungen, die denkbar und erstreitbar sind“, sagte BALD-Redakteurin Jutta Sundermann, für Attac im Umfairteilen-Bündnis. „Denn aus der Krise kommen wir nur mit einer anderen Steuerpolitik heraus. Für die lohnt es sich zu kämpfen. Das wollen wir den Menschen auch vor den Europa- und Kommunalwahlen im Mai ins Bewusstsein rufen.“
Ralf Krämer, für den Verdi-Bundesvorstand im Umfairteilen-Bündnis, ergänzte: „Wir wollten anschaulich machen, was alles möglich wäre. Mit einer kräftigen Reichensteuer und einer konsequent sozialen Politik sähen Deutschland und die Welt anders aus. Für die große Mehrheit der Menschen könnte das Leben viel besser sein.“
Und Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), stellte fest. „Für ein besseres, solidarisches und zukunftsfähiges Bildungswesen müssen wir mindestens 50 Milliarden Euro mehr ausgeben. Das ist möglich mit einer anderen Steuerpolitik, die auch die Großunternehmen und die Reichen in unserer Gesellschaft in ihre Verantwortung einbindet.“
Uwe Hiksch von den Naturfreunden Deutschland sagte: „Die Naturfreunde beteiligen sich aktiv an der Aktionswoche des Bündnisses Umfairteilen. Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich eine gerechte Steuerpolitik durchzusetzen, bei der die Reichen mit einer Vermögenssteuer und einer Vermögensabgabe endlich eine angemessenen Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte leisten. Mit einer gerechteren Steuerpolitik, kann eine ökologische, demokratische und soziale Energiewende finanziert und schnellstmöglich umgesetzt werden.“
Das Bündnis „Umfairteilen – Reichtum besteuern“, dem Gewerkschaften, Sozialverbände und andere Organisationen wie Attac und die Naturfreunde angehören, hat 2012 und 2013 mit mehreren Aktionstagen auf die Notwendigkeit der Besteuerung großer Vermögen aufmerksam gemacht. In zahlreichen Städten arbeiten zudem lokale Umfairteilen-Bündnisse, die sich gegen soziale Spaltungen und den Abbau öffentlicher und sozialer Leistungen zur Wehr setzen und für soziale Alternativen eintreten.
Die „BALD“ sowie weitere Informationen: