Wenn einem ein Licht aufgeht

Während am Vatertag der Großteil der männlichen Bevölkerung dem Alkohol nicht abgeneigt ist, greifen andere zur Spiritusflasche.

 

So auch in diesem Jahr beim internationalen Treffen der Freunde historischer Beleuchtung in Sassenberg bei Warendorf. Das Treffen der Lampenfreunde, die sonst nur im Internet miteinander kommunizieren, fand mittlerweile zum siebten Mal statt. Mehr als 200 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und aus Dänemark waren auch in diesem Jahr für eine Woche angereist und präsentierten allerlei flüssig betriebene Beleuchtungen aus der Zeit von 1860 bis heute.

 

Vielfalt an historischen Lampen
So waren vom einfachen Nachtlicht bis zur druckbetriebenen Straßenbeleuchtung mehrere tausend Gerätschaften vertreten, die in den vergangenen 150 Jahren mit Benzin, Petroleum, Spiritus oder Gas betrieben und zum Leuchten, Heizen oder Kochen benutzt wurden. Das abendliche Schauspiel lockte viele Besucher zum Campingplatz, auf dem es eine Woche lang nicht dunkel wurde. Im Jahr 1857 gelang es erstmals einem tschechischen Apotheker, aus Erdöl Petroleum zu destillieren. Dieses Leichtöl war hervorragend als Lampenbrennstoff zu verwenden und revolutionierte die damalig gebräuchliche Beleuchtungstechnik. Bis dahin gab es lediglich Öllampen, die mit Tranöl oder Pflanzenöl betrieben wurden. Die Verbrennungseigenschaften waren sehr mangelhaft. Die Lampen rußten erheblich und die Lichtausbeute war sehr gering.

 

Neue Erfindungen zur Lampentechnik
Die neue Petroleumbeleuchtung war um ein Vielfaches günstiger als die damals aufkommende elektrische Beleuchtung oder die Gasbeleuchtung. Unzählige Erfindungen sorgten dabei für eine hochinteressante technische Vielfalt an Brennsystemen, um die Leistung der Laternen stetig zu verbessern. Ungefähr um 1900 wurden von der Firma Ehrich & Graetz die ersten Laternen gebaut, die in der Lage waren, den flüssigen Brennstoff zu vergasen und damit einen Glühstrumpf zum Leuchten zu bringen, wie er bereits in der Gasbeleuchtung üblich war. Aufgrund des höheren Energiegehalts gegenüber dem Gas erreichten diese Laternen zum Teil eine Lichtleistung von mehr als 1000 Watt und wurden sogar als kommunale Straßenbeleuchtung genutzt. Sturmlaternen wurden in dem kleinen Städtchen Beierfeld im Erzgebirge gebaut. Die Firma Nier stellte dort unter dem Markennamen Feuerhand in den 30erJahren bereits jährlich 12 Millionen Sturmlaternen her und exportierte in aller Herren Länder. Der jährliche Bedarf an Sturmlaternen betrug zu dieser Zeit weltweit ca. 18 Millionen Stück. Nach dem Krieg war der Bedarf an Petroleumlaternen immer noch so groß, dass sich die Aufnahme der Produktion immer noch lohnte.

 

 

Produktion noch heute
So werden heute in Hohenlockstedt bei Hamburg täglich immer noch ca. 9000 Feuerhandlaternen hergestellt und hauptsächlich in die dritte Welt exportiert. Die Feuerhandlaterne mit der Bezeichnung 276 gilt bis heute als die physikalisch effektivste Sturmlaterne, die je gebaut wurde. Das ausgeklügelte Luftleitsystem in der auf den ersten Blick so simpel ausschauenden Gebrauchslaterne, sowie die hohe Fertigungspräzision sorgen für eine hohe Lichtausbeute, sparsamen Betrieb und zuverlässige Qualität. Die älteren Leser werden diese Laterne noch als Baustellenbeleuchtung kennen, wie sie bis Ende der 70er Jahre üblich war. Die Laternen waren sehr beliebt und wurden oftmals auf dem Nachhauseweg von Zeltfesten mitgenommen, um anschließend im Partykeller zu landen. Die interessante technische Vielfalt unterschiedlichster Brennsysteme aus diesem Bereich der Beleuchtungstechnik faszinieren heute viele Sammler, die solche alten Stücke liebevoll und mit teilweise hohem Aufwand pflegen und restaurieren. Deshalb wird wohl auch im nächsten Jahr an Christi Himmelfahrt der ein oder andere mit Spiritus eine Lampe anzünden, um den Sassenberger Campingplatz des Nachts in eine gemütliche Atmosphäre zu hüllen.

 

 

Bildquelle: Karl Goebel

4 Kommentare

  1. Hallo, Andreas, welch ein toller Bericht, welch eindrucksvolle Fotos! Kompliment! Mir ist nicht nur ein Licht aufgegangen. Ich habe deinen Bericht mit großem Interesse und reiner Freude gelesen.
    Schöne Grüße,

    Wolfgang Battermann.

  2. Lieber Gert,
    auch wenn der Beitrag nicht von dir ist…, so solltest auch du m.E. aktiv mithelfen, dass dieser Unsinn mit dem „Vatertag“ nicht weiter verbreitet wird!
    Am 17. Mai 2012 wurde das Fest „Christi Himmelfahrt“ gefeiert. Deshalb war dieser Tag arbeitsfrei und zwar für alle in D, also auch für die „Alkoholiker“ (meistens nicht einmal Väter!), die mit dem Kirchenfest nichts anfangen können. Und damit dieser Tag möglichst auch weiterhin arbeitsfrei bleibt, sollten wir bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, was die wahren Gründe für diesen Feiertag sind, damit sie nicht in Vergessenheit geraten und die deutsche Wirtschaft sich demnächst nicht über einen weiteren Arbeitstag zur Steigerung ihrer Profite freuen kann.
    LG! norbert

  3. @Norbert Kichhoff:

    Gerade diese Aussage sollte doch zwischen den Zeilen deutlich hervorgehen und erkennen lassen, dass nicht alle so denken und manch einer diesen Feiertag etwas sinnvoller nutzt, als sich gnadenlos zu besaufen. Der Termin dieses Treffens ist weder wegen Himmelfahrt, noch der Eigenschaft als „Vatertag“ gewählt, sondern wegen dem dazwischen liegenden Brückentag, der es auch Teilnehmern ermöglicht, die eine sehr weite Anreise hatten, an dem Treffen teilzunehmen.

    MfG Andreas Finke

  4. Ich war wieder als Tagesbesucher auf diesem Lampentreffenes ist immer wieder schön die alten gerätschaften zu bewundern,und es werden immer mehr die so etwas Sammeln

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