Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement zum 20. Mal verliehen

ehrenamtliches und freiwilliges Engagement
© Pressestelle der Stadt Minden

Detlef Müller und Projektbeteiligte an der Ausstellung „Mer Ketne“ ausgezeichnet – 19 Vorschläge gingen ein.
Minden. Aufgrund der sehr hohen Corona-Inzidenzen sind erneut in einem sehr kleinem Kreis jetzt die Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement der Stadt Minden 2021 verliehen worden. 19 Vorschläge gingen dafür im vergangenen Herbst bei der Stadtverwaltung ein. Die Jury traf sich im November, um die Preisträger*innen auszuwählen, die eigentlich beim Neujahrsempfang am 14. Januar 2022 vor großem Publikum hätten geehrt werden sollen. Der Empfang fand jedoch coronabedingt auch in diesem Jahr nicht statt.

Der städtische Preis ist als „Zeichen der Anerkennung und Förderung ehrenamtlicher und freiwilliger Tätigkeit“ mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 500 Euro ausgestattet. Ausgezeichnet wurden als Einzelpreisträger der engagierte Bürger und Fotograf Detlef Müller sowie als Gruppe die Projektbeteiligten an der Ausstellung „Mer Ketne“. Diesen Preis nahmen stellvertretend für alle Carmen und Oswald Marschall, Mitbegründer des Bildungszentrum „Mer Ketne“, entgegen. Bürgermeister Michael Jäcke überreichte die Urkunde, Preisgeld und Blumen am vergangenen Dienstag (25. Januar) im Sitzungsraum des Regierungsgebäudes am Weserglacis. Mit dabei waren auch die Vorschlagenden.

In seinem Vorwort hob Bürgermeister Michael Jäcke hervor, dass es insgesamt eine große Zahl an Menschen in dieser Stadt gebe, „die Minden mit ihrem Engagement bereichern und uns allen damit einen ,Mehrwert‘ verschaffen – im kulturellen, sportlichen, sozialen oder karitativen Bereich.“ Die erneut große Zahl an Vorschlägen zeige, dass dieser Preis – obwohl nicht besonders hoch dotiert – auch nach 20 Jahren nichts an seiner Attraktivität eingebüßt habe. Die Vorschläge stünden ebenso für die große Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements in Minden. Er dankte allen Aktiven in Minden für ihre Arbeit, die „sehr wichtig und nicht hoch genug zu bewerten“ sei.

Jäcke lobte den Einzelpreisträger Detlef Müller als einen „politisch engagierten Mindener mit großem Herz“. Zuletzt war Müller als Fotograf bei der Kundgebung und Menschenkette „Minden steht zusammen“ aktiv. Aber auch wenn der Integrationsrat zu Aktionen aufrufe und wenn es um die Unterstützung von Geflüchteten geht, sei er „immer ganz vorne mit dabei“. Müller engagiere sich bereits seit Jahrzehnten für die Stadtgesellschaft, so Jäcke in seiner Laudatio. Vorgeschlagen wurde er von Jonathan Löchelt, der bei der Preisverleihung auch dabei war.

In seiner Begründung für den Vorschlag schrieb Löchelt: „Detlef Müller ist als Fotograf den meisten Mindenern wohl bekannt. Seit vielen Jahren ist er auf verschiedenen Events und bei diversen Anlässen mit seiner Kamera dabei. Er stellt seine Bilder und Kompetenz ehrenamtlich zur Verfügung und bereichert damit das Stadtleben. Kürzlich engagierte er sich mit dem Projekt „Quartiersgesichter“ in der oberen Altstadt und investierte viele Stunden, um Aufnahmen von Menschen aus dem Quartier zu machen und diese besonderen Bilder dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen.“

Und auch sonst ist Detlef Müller in mehreren Projekten ehrenamtlich engagiert – sei es die Hafenschule, die Kanusportgemeinschaft (KSG), für das Kulturzentrum BÜZ und die Simeons-Herberge. „Er ist extrem gut vernetzt und bekannt als helfende Hand, denn er packt gerne mit an und hilft dort, wo er gebraucht wird. Sein langjähriges ehrenamtliches Engagement mit dem Ehrenamtspreis wertzuschätzen, ist längst überfällig“, heißt es weiter in dem Vorschlag, den Jäcke zitierte und abschließend sagte: „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen“.

Detlef Müller bedankte sich im Anschluss für die Auszeichnung und lobte den Ehrenamtspreis als „wertvoll für die Stadt und ihre engagierten Bürgerinnen und Bürger“. Das ehrenamtliche Engagement habe in Minden immer einen „wichtigen Platz“ gehabt. Zwischen Ehrenamtlichen, Projektverantwortlichen, Politik und Verwaltung gebe es stets einen guten Austausch, so Müller weiter.

Den Gruppenpreis 2021 gab es für die Projektbeteiligten an der im vergangenen Jahr eröffneten Ausstellung „Mer Ketne – Wir zusammen“ im Bildungszentrum „Mer Ketne“ an der Königstraße. Dieses betreiben Oswald und Carmen Marschall zusammen mit dem Verein „Deutscher Sinti e.V. Minden“ seit 2016. Vorgeschlagen wurde die Gruppe von den stellvertretenden Bürgermeisterinnen Kathrin Kosiek (CDU) und Ulrieke Schulze (SPD) sowie von der Stadtverordneten Bettina Fuhg (Bündnis 90/Die Grünen).

In ihrem Vorschlag schreiben die drei Kommunalpolitikerinnen: „Die Ausstellung beinhaltet in dafür angemieteten Räumen Texte und Bilder zur Verfolgung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus und ihrer Vernichtung in KZs – auch von Mindener Sinti. In Kooperation mit Schulen gibt es Führungen durch die Ausstellung, die auch für andere Besucher*innen während der Woche geöffnet ist. Auf diese Weise wird der Sinti und Roma gedacht, die in der NS-Zeit das gleiche Schicksal wie die Juden hatten.
Zum einen ist das große Engagement der Eheleute Marschall zu würdigen, zum anderen ist dieses ‚Mer Ketne = Wir zusammen‘ ein Plus für Minden.“

„Es steht einer Stadt wie Minden gut an, dass wir einen Erinnerungsort für die aus Minden deportierten Sinti und Roma erhalten“. Mit diesem Satz zitierte der Bürgermeister Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, der im vergangenen Jahr zur Eröffnung der Ausstellung im Bildungszentrum dabei war. Es sei „sehr wichtig und richtig, dass an diese schrecklichen Taten erinnert wird, dass aufgeklärt wird, um niemals zu vergessen, dass unschuldige Menschen von 1933 bis 1945 wegen ihrer Religion und Kultur verfolgt, verschleppt und ermordet wurden“, machte Jäcke in seiner Laudatio deutlich.

Antisemitismus und Antiziganismus gebe es immer noch. Die Beleidigungen und Bedrohungen hätten in jüngster Zeit zugenommen und dem müssten engagierte Menschen, wie Oswald und Carmen Marschall, aber auch die Gesellschaft insgesamt entgegenwirken, so Jäcke. Er erinnerte daran, dass Minden ein „Ort der Vielfalt“ ist. In der Stadt leben Menschen aus mehr als 120 Nationen friedlich zusammen. Abschließend betonte er: „Wir sind offen für alle und für alles. Da gibt es keinen Platz für Hass, Repressionen und Angst!“

Dem pflichteten auch Carmen und Oswald Marschall ausdrücklich bei. Sie bedankten sich für den Preis und kündigten an, dass dieser ihnen den Mut gebe, weiter zu machen.

Fotos: © Pressestelle der Stadt  Minden