Zahl der Geburten weiter auf hohem Niveau – Weniger Eheschließungen

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Minden. Das Jahr 2020 geht – auch in Bezug auf die Arbeit des Standesamtes der Stadt Minden – als ein besonderes in die Geschichte ein. „Mit Beginn der Corona-Krise war alles aufwändiger und schwieriger. Das hat auch die Bearbeitungszeiten verlängert“, fasst der Leiter des Bereiches Bürgerdienste, Daniel Schollmeyer, rückblickend zusammen. Es habe seit Mitte März kaum noch Publikumsverkehr stattgefunden und die Kommunikation mit Bestattern, Eltern und Eheschließenden fand zum größten Teil nur noch per Telefon oder E-Mail-Verkehr statt. Das stellte das Standesamt insgesamt vor große Herausforderungen.

Einfluss auf die Zahlen in der jetzt veröffentlichten Statistik von 2020 hatte die Pandemie aber nur kaum. So wurden im vergangenen Jahr nur unwesentlich weniger Geburten registriert als 2019. Bis zum Stichtag 31. Dezember 2020 beurkundete das Standesamt 1.940 Geburten, davon zehn Babys, die im Ausland geboren wurden. Im Vorjahr waren es 2.001 zu diesem Zeitpunkt.

Es wurden dennoch nicht weniger Babys in 2020 geboren – im Gegenteil. Das erklärt die Koordinatorin des Standesamtes, Bettina Reinking, wie folgt: „Aufgrund des gestiegenen Arbeitsaufwandes je Geburtsbeurkundung haben sich die Rückstände erhöht. Eingänge ab der 49. Geburtswoche sind noch nicht bearbeitet.“ Rund 150 Geburten aus dem Jahr 2020 seien daher noch zu beurkunden. Sie bekommen aber eine Registernummer aus 2021.

Es wurden auch im Jahr 2020 wesentlich mehr Jungen (1.020) als Mädchen (920) geboren. „Das war auch in den Jahren 2018 und 2019 schon so, jedoch wird die Differenz immer größer“, hat Reinking beobachtet. Das sei kein regionales Phänomen, sondern bundesweit so. Warum mehr Jungen als Mädchen geboren werden, werde weiter erforscht.

„Nur rund die Hälfte aller Neugeborenen wächst auch in Minden auf, die andere Hälfte der Eltern kommt im Schwerpunkt aus den umliegenden Städten und Gemeinden“, so Reinking. Die hohe Zahl an gebürtigen Mindenern sei vor allem mit dem Standort des Johannes Wesling Klinikums begründet. Ein so genannter „Personenstandsfall“ werde immer dort beurkundet, wo das Ereignis stattgefunden hat – unabhängig vom Wohnsitz der Person. Die Geburtenzahlen liegen weiter auf einem hohen Niveau. So verzeichnete das Standesamt Ende 2010, also vor einem Jahrzehnt, genau 1.509 Neugeborene. Das sind im Vergleich zu jetzt rund 22 Prozent weniger.

Die größten Herausforderungen in Bezug auf Corona bestanden vor allem bei der Beurkundung von Geburten, aber auch in der Vorbereitung von Eheschließungen und den Trauungen. „Die Erledigung der einzelnen Fälle war wesentlich zeitintensiver“, berichtet Bettina Reinking. Auch Gespräche mit ausländischen Mitbürger*innen gestalteten sich ohne persönlichen Kontakt und mit Verständigungsschwierigkeiten meist schwierig. Es wurden daher in einigen Fällen Dolmetscher*innen einbezogen und Sachverhalte mussten oft mehrfach erörtert werden.

Eheschließungen wurden im Jahr 2020 oft abgesagt, da auch hier die Corona Bestimmungen hinsichtlich der bei der Trauung erlaubten Gäste einzuhalten waren. Dennoch wurden in 2020 immerhin 298 Ehen in Minden geschlossen (Vorjahr 394). „Wir konnten dabei einen gewissen ,Heiratstourismus‘ erkennen. So bevorzugten Paare den Ort, wo zum Zeitpunkt der Eheschließung die meisten Gäste erlaubt waren“, so die Koordinatorin. Davon konnte die Stadt profitieren. Es gab aber auch Brautpaare, die sich kurzfristig entschlossen haben, bei einem anderen Standesamt zu heiraten.

Der größte Teil der Eheschließungen (258) fand im Trauzimmer des Regierungsgebäudes am Weserglacis statt. Neu im Angebot der möglichen Eheschließungsorte in Minden ist die Mühle in Meißen. Hier schlossen im vergangenen Jahr 15 Paare im kleinen Kreis den Bund fürs Leben.

Die Namensführung wird in Minden nach wie vor meist traditionell gewählt: 230 Paare haben sich für den Nachnamen des Mannes oder des 1. Ehegatten (bei gleichgeschlechtlichen Ehen) als Ehename entschieden und nur 25 für den Nachnamen der Frau oder des 2. Ehegatten (bei gleichgeschlechtlichen Ehen). 16 Paare haben dem Ehenamen einen Namen – den Geburtsnamen oder den Namen, den sie zum Zeitpunkt der Eheschließung führten -, hinzugefügt. 43 Eheleute führen keinen Ehenamen, sie behielten beide ihre Nachnamen.

Die Anzahl der in 2020 beurkundeten Sterbefälle ist gestiegen von 1.667 in 2019 auf 1.740 in 2020, darunter auch einige Verstorbene, die an oder in Verbindung mit Covid19 gestorben sind.