Mobile World Congress: Kaum vorhandene Nachhaltigkeit bei Smartphones & Co.

Nachhaltigkeit bei Smartphones & Co

Berlin. Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist Nachhaltigkeit bei Smartphones und Co. noch immer die Ausnahme. Darauf macht der Umwelt- und Verbraucherschutzverband im Rahmen der weltweit größten Mobilfunkmesse „Mobile World Congress“ in Barcelona aufmerksam. Kaum ein anderer Industriebereich verdeutlicht den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen so stark, wie die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Immer kürzere Nutzungszyklen führen zu wachsenden Schrottbergen und steigenden Ressourcenverbräuchen.

Damit Umweltschutz in der IKT-Branche wirklich umgesetzt wird, fordert die DUH Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, Dienstleistungen zum Erhalt von Geräten und nachhaltige Produkte finanziell zu fördern, Standards zum Ökodesign festzulegen, ein Handypfand sowie Vorgaben zum Einsatz von Recyclingmaterial einzuführen.

Eine Studie der DUH zur Nachhaltigkeit von Smartphones, Festnetztelefonen sowie Routern aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der IKT-Branche kaum umgesetzt werden (http://l.duh.de/p190227). Nach Einschätzung der DUH hat sich daran bis heute nichts geändert. IKT-Geräte gehen immer schneller kaputt und ständig kommen neue Modelle auf den Markt, für deren Herstellung viel Energie und wertvolle Ressourcen aufgewendet werden.

„Allein in Deutschland wandern 24 Millionen neue Smartphones Jahr für Jahr über die Ladentheke, mit verheerenden Auswirkungen für die Umwelt. Um die immer kürzer werdenden Produktzyklen zu stoppen, müssen Dienstleistungen zum Erhalt von Smartphones im Vergleich zum Erwerb neuer Produkte steuerlich begünstigt werden. Auch besonders umweltfreundliche Geräte, wie zum Beispiel gebrauchte Smartphones, sollten durch finanzielle Anreize für Verbraucher interessanter gemacht werden“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Umweltministerin Schulze ist gefordert eine gesetzliche Regelung auf den Weg zu bringen.

„Hersteller von Smartphones müssen stärker als bisher in die Pflicht genommen werden, Originalersatzteile zu verhältnismäßigen Kosten anzubieten. Kostenlose Reparaturanleitungen und Software-Updates müssen für die erwartete Lebensdauer der Geräte zur Verfügung gestellt werden“, fordert der Stellvertretende DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.
Unternehmen wie Fairphone und Shift zeigen wie es geht. Sie machen originale Ersatzteile für unabhängige Reparaturbetriebe und auch für Verbraucher verfügbar, wodurch Reparaturen überhaupt erst möglich werden.

Auch beim Ökodesign muss aus Sicht der DUH nachgebessert werden. „Umweltministerin Schulze muss verbindliche Standards zum Ökodesign festlegen, damit Produkteigenschaften wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und auch der Einsatz von Recyclingmaterialien im Markt zur Regel werden. Beispielsweise sollten Akkus und Displays für die Nutzer problemlos austauschbar sein“, sagt Sommer.

Damit ausgediente Geräte für eine erneute Wiederverwendung aufbereitet oder recycelt werden können, ist es notwendig, dass sie getrennt gesammelt werden. Doch den in der IKT-Branche jährlich in Verkehr gebrachten Neugeräten mit einem Gesamtgewicht von einer viertel Million Tonnen stehen nur rund 9.000 Tonnen Altgeräte gegenüber, die für die Wiederverwendung gesammelt und aufbereitet werden. Eine desaströse Bilanz. Deshalb fordert die DUH von Umweltministerin Schulze die Einführung eines Handypfands. Der Smartphone-Hersteller Shift erhebt als einziges IKT-Unternehmen bereits ein Pfand in Höhe von 22 Euro.

Allein in deutschen Schubladen schlummern rund 124 Millionen Handys, die vier Tonnen Gold, 38 Tonnen Silber und mehr als 2.000 Tonnen Kupfer beinhalten. Die professionelle Wiederaufbereitung eines einzigen Smartphones kann 14 Kilogramm Primärressourcen und 58 Kilogramm CO2 einsparen. „Es ist wichtig, dass Handys nicht nutzlos in Schubladen herumliegen, sondern auch tatsächlich genutzt werden. Um ihnen ein zweites Leben zu ermöglichen, hat die DUH die erfolgreiche Sammelinitiative ‚Handys für die Umwelt‘ neu gestartet. Mit unseren Sammelboxen können alte Handys an Sammelstellen einfach und bequem erfasst und ihnen ein zweites Leben gegeben werden. Je mehr Bürger, Kommunen und Unternehmen mitmachen, desto besser für die Umwelt“, sagt Metz.

Für den Schutz von Umwelt und Ressourcen empfiehlt die DUH Verbrauchern gebrauchte Geräte zu kaufen, sie möglichst lange zu nutzen und Schäden, zum Beispiel durch Schutzhüllen oder Displayfolien, vorzubeugen. Umweltzeichen wie der „Blaue Engel“ und Produktbewertungen von Prüforganisationen wie Stiftung Warentest oder Öko-Test helfen besonders umweltfreundliche Geräte zu erkennen.

Links: 
» Mehr zur DUH-Handysammlung: https://www.handysfuerdieumwelt.de/
» Informationen zu Umweltauswirkungen von Handys: https://www.duh.de/projekte/althandy/

Bildnachweis: pixabay.de