Minden. Unter dem Thema „Mensch, wo bist Du?“ steht bundesweit die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“, die in Minden am Sonntag, 10. März, eröffnet wird. Zu der Veranstaltung in der Petri-Kirche (Obere Altstadt, Petrikirchweg) laden gemeinsam die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Minden e.V. und die Stadt Minden ein. Beginn ist um 16 Uhr. Im Anschluss an den offiziellen Teil wird es Getränke und einen Imbiss geben. „Interessierte Mindener*innen sind herzlich willkommen“, so die geschäftsführende Vorsitzende der Gesellschaft, Nina Pape.
Für die Festrede konnte die Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gewonnen werden. Sie wurde im November 2018 zur ersten Antisemitismusbeauftragten in Nordrhein-Westfalen benannt. Ihre Rede steht unter dem Titel „Antisemitismus heute – was hat sich verändert?“ Sie wird am 10. März auf die verschiedenen Begründungen zum Antisemitismus‘ sowie die aktuelle Situation und die Herausforderungen für die Zivilgesellschaft und die Politik eingehen. Zu ihrer Einführung im November 2018 in Düsseldorf sagte die 67-Jährige, dass sie es für eine „wichtige Aufgabe in unserer Demokratie“ halte, jeder Religionsfeindlichkeit energisch entgegen zu treten und alles zu tun, damit Menschen jüdischen Glaubens ihre Religion in Deutschland ohne Angst vor Bedrohung leben können.
Die Antisemitismusbeauftragte werde präventive Maßnahmen der Antisemitismusbekämpfung initiieren und koordinieren sowie als Ansprechpartnerin für Opfer antisemitischer Übergriffe fungieren. Sie werde dem Landtag jährlich einen Bericht über ihre Arbeit vorlegen und darin Maßnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus empfehlen, kündigte der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp bei ihrer Ernennung im November 2018 an.
„Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, Frau Leutheusser-Schnarrenberger als Festrednerin für die diesjährige Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit in Minden zu gewinnen“, so Bürgermeister Michael Jäcke, der die gebürtige Mindenerin Mitte November gemeinsam mit der geschäftsführenden GCJZ-Vorsitzenden Nina Pape eingeladen hatte. Die Zusage kam im Januar.
Die ehemalige Bundesjustizministerin (1992 bis 1996 und von 2009 und bis 2013) und langjährige Bundestagsabgeordnete (1990 bis 2013) wurde 1951 in Minden geboren, wuchs hier auf und machte ihr Abitur 1970 am Caroline-von-Humboldt-Gymnasium. Sie studierte danach Rechtswissenschaften in Göttingen und Bielefeld. Sie ist seit 1978 Mitglied der FDP und stammt aus einer Juristenfamilie. Ihr Vater, Horst Leutheusser (CDU), war jahrzehntelang als Rechtsanwalt tätig und von 1964 bis 1969 stellvertretender Bürgermeister von Minden. Ihr Onkel, Wolfgang Stammberger, war zwei Jahre (1961/62) ebenfalls Bundesjustizminister und auch ihr Bruder ist Anwalt für Strafrecht und Ausländerrecht in Nürnberg.
Das Jahresthema der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit „Mensch, wo bist Du?“ trägt den Untertitel „Gemeinsam gegen Judenfeindschaft“. Zu Beginn der Eröffnung am 10. März wird GCJZ-Vorsitzende Nina Pape die Gäste begrüßen und danach Bürgermeister Michael Jäcke sprechen. Auch Landrat Dr. Ralf Niermann ist eingeladen. Für Musik sorgen der Mädchen-Chor des Herder-Gymnasiums (Leiterin: Nina Doormann) und der Schüler Rasmus Liebscher am Klavier.
Die Christlich-Jüdische Gesellschaft in Minden ist mit ihrer Gründung im Jahr 1960 eine der ersten in der Bundesrepublik Deutschland. Sie gestaltet seither in enger Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Kreis und den Nachbarkommunen – Gedenkfeiern, Vorträge, Exkursionen und kulturelle Veranstaltungen sowie seit neuestem auch Schüleraustausche mit Israel. Den Vorstand der Mindener Gesellschaft bilden Nina Pape (evangelisch), Sari Cohen (jüdisch) und Dr. Reimund Renner (katholisch). Im Jahr 2011 waren Stadt und GCJZ Minden gemeinsame Ausrichterinnen der zentralen und bundesweiten Eröffnungsveranstaltung. Gastgeberin in diesem Jahr ist die Stadt Nürnberg.