Hannover. Die Stadt Hannover lobt jetzt erstmals einen Wettbewerb zur Förderung der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung aus. Insgesamt stehen 100.000 Euro zur Verfügung. Die Bewerbungsfrist für Träger, Organisationen und andere läuft bis zum 30. November 2016.
Möglichst lange und selbstbestimmt in den „eigenen vier Wänden“ und der gewohnten Umgebung zu leben – das ist der Wunsch vieler älterer Menschen. In die Gemeinschaft, in funktionierende, altersgemischte Nachbarschaften eingebunden zu sein, erleichtert das mindestens so sehr wie passende bauliche Rahmenbedingungen und eine gut erreichbare Versorgungsinfrastruktur.
„Mit unserem Wettbewerb wollen wir im direkten Lebensumfeld der Menschen, den Quartieren, Projekte anstoßen und unterstützen, die den Auf- und Ausbau sozialer Infrastrukturen, die Teilhabe und den Generationendialog fördern“, erläutert Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf die Zielsetzung der Ausschreibung. „Ideen entwickeln und praktisch erproben – für soziales Engagement, gemeinschaftliche Treffpunkte oder Barrierefreiheit: Wir sind sicher, dass viele Akteure in den Quartieren dazu etwas beitragen können. Die Mittel aus dem Wettbewerb sollen Starthilfe geben.“
Insgesamt stehen 100.000 Euro zur Verfügung. Maximal 25.000 Euro werden pro Projekt ausgeschüttet, die bei investiven Maßnahmen nicht mehr als 35 Prozent der Gesamtkosten ausmachen dürfen.
Zur Teilnahme eingeladen sind alle Träger, Organisationen, Vereine und Initiativen, die sich in der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung engagieren möchten oder dies bereits tun.
Eine achtköpfige Jury unter Vorsitz der Sozialdezernentin wird unter den eingereichten Vorschlägen die zu fördernden Projekte auswählen und bis zum Jahresende öffentlich bekanntgeben.
Die Bewerbungen sind schriftlich bis zum 30. November mit der Kennung „Wettbewerb alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ einzureichen bei:
Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Senioren, Ihmepassage 5, 30449 Hannover
oder per Email mit dem Betreff „Wettbewerb alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ zu richten an: 57@Hannover-Stadt.de.
Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung
Quartiersentwicklung an sich ist nicht neu, der Fokus lag zum Beispiel auf der sozialen Stabilisierung, auf Bildung oder berufsfördernden Maßnahmen.
Bei der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung ist ein besonders wichtiger Teilaspekt, den insbesondere von Älteren gewünschten, möglichst langen und selbstbestimmten Verbleib im gewohnten Lebensumfeld durch generationsverbindende Projekte und Stabilisierungen von Nachbarschaften zu unterstützen.
Der Trend zum Ein-Personen-Haushalt, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung bedeutet viel individuelle Freiheit. Besonders wenn Hilfe nötig ist, birgt er aber auch die Gefahr von Isolation. Hilfebedarf tritt in nahezu jeder Lebensphase auf, etwa in der Kinderbetreuung, bei Krankheit – oder eben im Alter. Durch Verbindung der verschiedenen Potenziale kann das Leben mehrerer Generationen verbessert werden.
Im Fachbereich Senioren der Stadt, Kommunaler Seniorenservice Hannover (KSH), werden zurzeit drei Modellquartiere koordiniert: „Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ in der Südstadt – Standort Margot-Engelke-Zentrum; in Döhren – Standort Mehrgenerationenhaus und Mütterzentrum; in Kirchrode – Standorte Alten- und Pflegezentrum Heinemanhof und Alten- und Pflegezentrum Henriettenstift /Diakovere.
Neben einer Organisationsstruktur unter Beteiligung der Akteure vor Ort sind kurz-, mittel- und langfristige Ziele unter den Beteiligten vereinbart worden. Transparenz, Beteiligung, Information und Vernetzung sind die Schlüsselbegriffe.
Eine digitale Nachbarschaftsplattform in Kooperation mit dem Nachbarschaftsnetzwerk „nebenan.de“ ist in Planung.
Weitere alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung findet im Stadtgebiet an unterschiedlichen Standorten durch Koordinierung von Trägern der Freien Wohlfahrt statt: In Badenstedt mit der Diakonie, in der List mit dem DRK und der AWO, in Davenstedt mit den Johannitern. Weitere Planungen an anderen Standorten bestehen.
Zusätzlich sind immer mehr Träger vollstationärer Alten- und Pflegeeinrichtungen daran interessiert, ihre Einrichtungen stärker in den Stadtteil / ins Quartier hinein zu öffnen und Teil des Quartiers zu werden. So wie bereits in den Modellquartieren – Standort Südstadt und Kirchrode – erprobt schließen sich andere Einrichtungen an. Sie planen mit Unterstützung des KSH – insbesondere durch Information und Beratung – Begegnungs-, Informations- und Beratungsräume, teilstationäre und ambulante Angebote sowie weitere Dienstleistungen für das umgebende Quartier. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das Stephansstift, das sich in den nächsten Jahren zu einem „Mehrgenerationen Stadtteilquartier“ entwickeln möchte und sowohl der KSH als auch die Stadtentwicklung an der Realisierung bereits beteiligt sind.
Die Konzeption der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung wird auch vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachen und Bremen (vdw) in einen neu zu gründenden Fachausschuss zum Thema „Quartiersmanagement“ ein Thema sein.
„Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung“ ist Teil des Stadtentwicklungsprogramms „Mein Hannover 2030“, zugleich Schwerpunkt im Seniorenplan 2016.
Downloads:
Drucksache 1926/2016 (Drucksache Förderwettbewerb.pdf)
Förderbedingungen (Drucksache Förderwettbewerb_Anl1_Förderbedingungen.pdf)