Minden. Eine Wanderausstellung über Frauen und Gewalt gastiert vom 1. bis zum 15. Februar in der Bürgerhalle der Stadt Minden. Unter dem Motto „Die Hälfte des Himmels – 99 Frauen & Du“ werden Fotos von 99 Frauen präsentiert. Das Besondere: Neben den 99 Bildern gehört auch ein Spiegel zu den Exponaten, in dem die Besucherinnen sich selbst sehen können. Hinter jedem der insgesamt 100 Gesichter verbergen sich ein Geheimnis, eine einzigartige Lebensgeschichte – und vielleicht Erfahrungen mit Gewalt.
Die insgesamt bunt gemischte Ausstellung machte schon in 23 Städten Halt – jetzt in Minden. Darüber freuten sich auch Egon Stellbrink, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Minden, sowie Dirk Hanke, Geschäftsführer des AWO Kreisverbandes Minden-Lübbecke, bei der offiziellen Eröffnung am 1. Februar. Veranstalterinnen sind die Gleichstellungsstelle der Stadt Minden sowie das AWO-Frauenschutzzentrum Minden.
„Meine Idee basiert darauf, der Statistik ein Gesicht zu geben“, erklärt Annette Schiffmann, Kuratorin der Ausstellung, das zugrundeliegende Konzept. „Schließlich soll jede vierte Frau schon Erfahrungen mit Gewalt und Übergriffen gemacht haben.“ Doch Gewalt geschieht oft unbemerkt, hinter verschlossenen Türen, weiß Schiffmann. Missbrauchserfahrungen, Misshandlungen und sonstige traumatische Erlebnisse sind in den Gesichtern, in dem Blick einer Frau nicht unbedingt abzulesen. Deshalb gibt es bei der Ausstellung auch etwas auf die Ohren: Es wurden 99 Interviews mit Frauen zwischen 16 und 92 Jahren durchgeführt, die einen Blick hinter die Gesichter ermöglichen. In der Bürgerhalle können die Interviews über Audio-Guides angehört werden. Die Frauen beziehen Stellung dazu, worauf sie im Leben stolz sind, was für sie das Frausein ausmacht, ob sie Benachteiligungen gegenüber Männern erlebt oder jemals mit Gewalt in Berührung gekommen sind.
Dabei 99 Frauen zu fotografieren und zu interviewen erhielt Schiffmann Unterstützung von Freundin und Fotografin Claudia Erwerhardy. „Mir war wichtig, möglichst unterschiedliche Frauen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten dabei zu haben“, erklärt sie das Auswahlverfahren. Im Ergebnis zeigen die in der Bürgerhalle ausgestellten Fotos Frauen diverser Nationalitäten, Altersgruppen und Berufsgruppen. Sie kommen aus Heidelberg, Hamburg, Berlin, Bielefeld und vielen anderen deutschen Städten. Unter ihnen sind Friseurinnen, Hausfrauen, Prostituierte und Ordensschwestern – also eine insgesamt bunt gemischte Gruppe.
Noch bis zum 15. Februar ist die Ausstellung in der Bürgerhalle, Kleiner Domhof 17, zu Gast (Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag, 8 bis 13 Uhr). Willkommen sind alle, die Interesse mitbringen – nicht nur Frauen, sondern ausdrücklich auch Männer. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen werden auf Anfrage Führungen angeboten. Anmeldungen nimmt das AWO-Frauenschutzzentrum unter Tel. 0571/ 23203 entgegen.
Freude über gelungenen Auftakt: Annette Schiffmann, Kuratorin der Ausstellung, Anika Brösicke (AWO), Renate Purwins-Oltmanns (AWO) und Anne Braszeit (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Minden). Bildquellennachweis: Pressestelle Stadt Minden